Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 11
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0017
— 11

unsere heutigen Biologen, noch die Anthropologen, noch die Psychologen
sich dazu entschliessen können, den Gedanken der Entwickelung durch
wiederholte Verkörperung einmal in ernsthafte Erwägung zu ziehen, ob
er ihnen nicht vielleicht wichtige Dienste leisten könnte. Suchen wir uns
zunächst klar zu machen, wieso und warum dem so ist.

Nehmen wir also einmal an, — ein Fall der ja jeden Tag vorkommen
kann — es komme ein überzeugter Anhänger der Wiederverkörperungs-
lehre mit einem solchen Gelehrten, etwa einem Vertreter der heutigen
akademischen Psychologie zusammen und sage zu ihm Folgendes: »Mich
verfolgt seit einiger Zeit ein Gedanke, der für Sie als Psychologen vielleicht
ein gewisses Interesse haben dürfte. Ich kann nämlich den Gedanken
nicht loswerden, daß ich gestorben war, ehe ich geboren wurde,
und daß ich durch den Tod wieder in jenen Zustand zurückkehre. Was
sagen Sie dazu?«

»Was Sie da von sich sagen — würde wohl die Antwort dieses
Psychologen lauten — hat ungefähr mit denselben Worten auch der
bekannte Witzbold, der Physiker Georg Christoph Lichtenberg, von
sich geäußert. Aber Lichtenberg war ja ein Anhänger der Seelenwander-
ungs-Lehre und das sind Sie wohl auch, sonst würden Sie nicht von
solchen Gedanken verfolgt werden. Diese Vorstellung von einer wiederholten
Verkörperung d. h. einer Seelenwanderung hätte nur dann ein
wissenschaftliches Interesse, wenn sie sich empirisch nachweisen ließe,
wenn sie sich auf Tatsachen berufen könnte, die für sie sprechen. Dies
ist aber nicht der Fall. Es gibt keine Rückerinnerung an ein früheres
Leben, die etwas anderes wäre als Paramnesie, als Erinnerungs-Täuschung.
Der Gedanke einer wiederholten Verkörperung hat für die Psychologie
darum keine Bedeutung, weil er genauer betrachtet auf eine Selbst-
Täuschung hinausläuft. — Gewiß, man hat ja auf diesen Gedanken ganze
Religions-Systeme gegründet, verwickelte metaphysische Lehrgebäude
darauf errichtet, Philosophen, wie David Hume haben sich für ihn
begeistert*) — aber bewiesen hat ihn noch Niemand; noch Niemand hat
gezeigt, daß er auch auf Wahrheit beruht. Solange uns Niemand nachprüfbare
Tatsachen liefert, die beweisen, daß er mehr ist, als eine bloße
metaphysische Spekulation, solange hat dieser Gedanke für die Wissenschaft
auch keine Bedeutung, so verlockend seine Wirkung auf den
grübelnden Menschengeist auch stets gewesen ist. Kurz man kann diesen
Gedanken eine kühne Hypothese nennen, die wohl immer unbeweisbar
bleiben wird; mehr wird man nicht von ihm sagen können«.

So etwa wird die Antwort des Gelehrten auf die obige Frage lauten.
Ist es denn nun aber wirklich so? Ist der Gedanke einer wiederholten
Verkörperung wirklich weiter nichts, als eine bloße Spekulation des
grübelnden Menschengeistes, der damit dem Rätsel seines Daseins auf

*) Vergleiche oben das Motto.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0017