Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 22
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0028
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Sciences psychiques« dem Bericht des Dr. Samonä gegenüber einnimmt.
Dieser Standpunkt wird durch die folgenden Sätze gekennzeichnet: Daß
es sieh hier um eine wiederholte Verkörperung eines und desselben
Menschenwesens gehandelt haben kann, ist für uns ausgeschlossen.
Denn es ist doch noch niemals bewiesen worden, daß wiederholte Verkörperung
eines und desselben Menschenwesens zu den Tatsachen gehört
, die in der Natur vorkommen. Die Wissenschaft ist noch nicht
soweit, um sich anzumaßen, Vorgänge wie diese erklären zu können.
Sie tut deshalb am besten daran, wenn sie sich hier jedes Deutungsversuchs
enthält.

Dies ist im Wesentlichen der Sinn der kurzen Bemerkungen, die
die Redaktion der erwähnten Pariser »Annales« zum Fall Samonä macht.
Aber sie kann es doch nicht unterlassen, wenigstens eine Hypothese
aufzustellen, durch die man wohl etwas Licht hineintragen könnte in alle
diese dunklen und verworrenen Vorgänge. Es ist dies die Hypothese
des subliminalen Bewußtseins mit seinen von der metapsychischen
Forschung festgestellten supernormalen Fähigkeiten der Telepathie oder
Fern-Empfindung, der Prophetie oder des zeitlichen Fernsehens, der
Cryptomnesie oder des latenten Gedächtnisses usw. usw. Bekanntlich
ist es ja die Gepflogenheit mancher Vertreter der metapsychischen
Forschung, daß sie jedem Zugeständnis an den Okkultismus geschickt dadurch
ausweichen, daß sie auf diese supernormalen Eigenschaften des
Unterbewußtseins verweisen, und diese für alles, was unerklärlich erscheint
, verantwortlich machen. Mit großer Virtuosität und eiserner
Konsequenz führt dieses Verfahren namentlich der hervorragende Genfer
Psychologe Professor Dr. Theodor Flournoy durch, wie dies besonders
in seinem neuesten Werk: »Esprits et Mediums« (Genf 1911)
hervortritt.*)

Wenn man sich also absolut darauf versteift, mit den Eigenschaften
des Unterbewußtseins alles erklären zu wollen, so wird man in diesem
Falle Samonä das Unterbewußtsein von Frau Adele Samonä für alle diese
rätselhaften Vorgänge verantwortlich machen, soweit dies eben irgend
geht. Man wird dann sagen, daß es das Unterbewußtsein dieser Dame
war, das die kommenden Ereignisse, — das Eintreten der Schwangerschaft
mit Zwillingen weiblichen Geschlechts, ferner den Zeitpunkt der
Niederkunft, die Unähnlichkeit der beiden Kinder usw., voraussah und
diese Voraussicht durch Klopftöne kund gab — eine Methode der Verständigung
mit der Aussenwelt, die der dem Okkultismus abgewandte
Metapsychiker durch den Begriff der »Exteriorisierung der motorischen

Kraft des Mediums« deutet.

Daß diese Deutungsversuche der Metapsychiker etwas Erkünsteltes

an sich haben, wird sich wohl kaum leugnen lassen. Aber es gibt, wie

*) Es ist dies ein Psychologismus, der, so verdienstvoll er auch vom Standpunkt
der strengen Wissenschaft erscheinen mag, nach meinem Dafürhalten doch zu weit
gehen dürfte.


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