Freiburger historische Bestände - digital

Uebernahme waren nicht die besten, und sehr schwer nur durch ehte
sogenannte Schleppumpe war das Wasser zu beschaffen. ^

Bei der Hofregulierung im Jahre 1879 stieß ich auf einen züge-
schütteten Brunnen, von dem die ältesten Leute nichts wußten. Ich
nahm an, daß dieser früher wohl Wasser gegeben, aber wegen der damaligen
unrationellen Düngerwirtschaft jedenfalls verunreinigt und dann
zugeschüttet worden sei. Ich räumte diesen Brunnen aus und fand, daß
er 14 Meter tief in Felsen gehauen, doch vollständig ohne Wasser war.
Jedenfalls hat sich der Grundwasserspiegel gesenkt, dachte ich, und vertiefte
den Brunnen ungefähr um 3 Meter. Da bekam ich ganz hübschen
Wasserzufluß, sodaß ich eine Pumpe einsetzen ließ, die gegen die frühere
spielend leicht ging und auch gutes Wasser lieferte« Es war dies im
Juni 1879. Allein nach dem lange trocknen Herbst und auch Winter
war auf einmal das Wasser erschöpft, da war guter Rat teuer. Nun erst
wandte ich mich an einen Rutenschläger, obwohl ich eine förmliche Antipathie
dagegen und schlechterdings keinen Glauben hatte. Es lag
dieses wohl mit daran, daß sich diese Leute mit einem Nimbus zu umgeben
wußten, als ob ihnen höhere Gewalten zur Verfügung ständen
und z. B. behaupteten, daß die Rute am Karfreitag Mittags 12 Uhr geschnitten
sein müsse und nur funktioniere, wenn man die Zauberformel
kenne, bezw. das Sprüchlein, das man beim Rutenschlagen leise murmeln
müsse. Der Rutenschläger, den ich damals kommen ließ, stellte fest,
daß der Brunnen am richtigen Platze sei und unbedingt Wasser in genügender
Menge da sei. Nachdem ich den Brunnen kaum um 2 Meter
vertiefte, kam Wasser in solcher Fülle, daß wir Not hatten, das Handwerkszeug
herauszubringen, und es hat auch nie wieder, trotz sehr
trockener Jahre, versagt.

Dieser Erfolg machte mich stutzig. Ich nahm eines Tages selbst
eine frisch geschnittene Rute zur Hand und versuchte das Ruteschlagen,
und siehe da, die Rute schlug mir viel kräftiger als dem von mir bestellten
Manne, und zwar ohne Spruch und ohne Kram. Trotzdem glaubte
ich immer noch nicht fest an die Sache, da ich annahm, daß die Muskeltätigkeit
unwillkürlich unter dem Einflüsse der Tatsachen stehe. Mon
meinen Kollegen und Altersgenossen, denen ich meine Wahrnehmungen
mitteilte, wurde ich, damals verlacht und sie meinten, ich sei auf dem
besten Wege, vom Gegner auch ein Charlatan zu werden.

Darüber vergingen etwa zwei Jahre, als sich ein Nachbar eine
Wasserleitung anlegen wollte und mich im Scherze bat, meine Kunst zu
beweisen und die Quellen festzustellen. Selbst meiner Sache nicht gewiß
, ging ich daran und stellte auf seinem Grundstück 3 Quellen fest,
von denen 2, nach meiner Wahrnehmung, ziemlich stark sein mußten.
Um nun die Probe zu machen, ließ ich mir, nachdem die Stellen markiert
waren, die Augen verbinden, mich dann wohl 20 mal im Kreise herumführen
, sodaß ich faktisch nicht mehr wußte, wo ich mich befand.