Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 49
(PDF, 169 MB)
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Okkulte Umschau.







„Sinnestäuschungen". Über Sinnestäuschungen plaudert in der Rundschau
des Prometheus (Verlag von Rudolf Mückenberger in Berlin W. 10) Oberstabsarzt
Dr. Sehrwald und kommt dabei zu dem interessanten Schlüsse, daß
häufig als Sinnestäuschung angesehen werde, was tatsächlich eine reine Verstandestäuschung
sei.

Ein ebenso drastisches wie leichtfaßliches Beispiel sei hier wiedergegeben.

Der Einzug des Königs von Spanien in Berlin: Voran eine Abteilung Kürassiere
, dann die Wagen mit den Fürstlichkeiten und dem Gefolge und zum Schluß
wieder Kürassiere. Schon am 8. November wurde im Wintergarten dieser Einzug
des Königs Alfons kinematographisch vorgeführt. Es war alles in schönster Ordnung
auf den Bildern, die Kürassiere trabten voran, die Wagen rollten dahin, und
hinterher sprengten wieder die Berittenen. Aber eines war über die Maßen
verwunderlich. Während alles flott vorwärts ging, drehten sich die Räder an den
Wagen sämtlich rückwärts, so daß man unwillkürlich das Qefühl hatte, im nächsten
Moment müßten die Räder samt ihren Achsen von den Wagenkästen losreißen und
die Wagenkästen zu Boden stürzen. Das Qanze zog langsam genug am Auge vorbei
, um sich zweifelsfrei davon zu überzeugen, daß die Räder sich tatsächlich nach
rückwärts drehten, und daß nicht etwa ein bloßer Irrtum vorlag. Ich war von
dieser Erscheinung so frappiert, daß ich mir gleich danach auf der Straße die ersten
Wagen genau daraufhin ansah, wie sich ihre Räder drehten. Aber die drehten sich
alle, wie es sein mußte, nach vorwärts, wo der Wagen hinfuhr. Ich will noch erwähnen
, daß die kinematographierten Räder ihre Rückwärtsdrehung auffallend
langsam ausführten, viel langsamer, als das Tempo der Pferde und Reiter war.

Zunächst fehlte mir jede Erklärungsmöglichkeit für diese paradoxe Erscheinung
. Man hätte ja daran denken können, das Filmbild sei verkehrt in den Apparat
geschoben worden. Aber dann mußte einfach der ganze Festzug sich nach der entgegengesetzten
Seite bewegen. Es konnten nicht die Räder der Wagen allein die
verkehrte Richtung einschlagen. Auch andere Deutungsversuche versagten vollkommen
.

Zufällig sah ich nun einige Tage später eine andere Aufnahme dieses Einzuges
an anderer Stelle. Auf dieser Projektion boten die Räder der Wagen wiederum
eine Überraschung, aber eine völlig andere. Sie drehten sich nämlich weder richtig
noch falsch, sondern überhaupt gar nicht. Sie standen still und führten nur manchmal
eine ganz geringe, schwankende Bewegung nach vor- oder rückwärts aus.
Das sah noch sonderbarer und unbegreiflicher aus, als das Rückwärtsrollen der
Räder. Es schien, als ob eine unsichtbare Macht die Räder festhielte, und dabei
doch nicht kräftig genug wäre, das Vorwärtsgehen der Wagen selbst zu hemmen.

Dieser zweite paradoxe Vorgang ist nun wohl ziemlich leicht einer Erklärung
zugänglich und vermag dann vielleicht auch über das erste Paradoxon Licht zu
verbreiten.

Man muß bei der Erklärung vor allen Dingen zwei Momente ins Auge fassen.
Erstens: eine kinematographische Aufnahme besteht aus einer fortlaufenden Reihe
von Momentaufnahmen, die schnell aufeinanderfolgen; wir wollen beispielsweise
annehmen, daß in einer Sekunde zehn Momentaufnahmen gemacht wurden. Zweitens
ist zu berücksichtigen, daß jedes Wagenrad aus einer Anzahl von Speichen
besteht, von denen eine genau wie die andere aussieht, so daß sie ohne weiteres nicht
von einander unterschieden werden können.

In der Regel wird es sich ja nun wohl so treffen, daß bei jeder der zehn

Zentralblatt für Okkultismus. V. Jhrg. 4


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