Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 55
(PDF, 169 MB)
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folge mir. Du sollst sehen, welch herrliche Marmorkamine mit Skulpturen dort sind.
Ich sehe jetzt alles ganz genau wieder."

Sie schritten durch Gassen und Gäßchen, die Kreuz und die Quer, wie man
in Venedig gehen muß, wenn man keine Qondel zur Verfügung hat. Eine ganz kurze
Strecke auf dem Kanal, nimmt zu Fuß wohl eine halbe Stunde Zeit, da man Umwege
machen muß, oft sogar in einer rückwärtslaufenden Richtung, um eine Brücke zu
finden. Für einen Fremden ist es fast unmöglich, sich in diesem Wirrwarr zurechtzufinden
, doch Herr Z. schritt mit einer Sicherheit seinem Ziele zu, daß Frau Wanda
an seiner Behauptung, hier gelebt zu haben, kaum mehr zweifeln konnte.

Endlich erreichten sie den Palazzo. Glücklicherweise war er unbewohnt und
der Türschließer öffnete bereitwillig gegen ein Trinkgeld. Doch enttäuscht sah sich
Herr Z. in der Halle um, es fehlte der große monumentale Kamin.

Sie stiegen die Stiegen hinan zum großen Empfangssaale, auch hier leere
Wände und in einer Ecke ein moderner eiserner Ofen. Zwar war das Gebälk der
Oberloge mit Schnitzwerk vejrsehen und Spuren von Frescogemälden an den Wänden
, so daß der Ingenieur die Räume wiedererkannte, aber keine Kamine.

„Wie kommt es," sagte er zum Schließer, „daß dieser Palazzo keine Kamine
mit Bildhauerarbeit hat. Hier, hier an dieser Stelle stand ja doch einer."

„Eccelenza scherzen! Es ist doch unmöglich, daß Eccelenza das so genau
wissen kann, wo der Kamin stand, denn es sind jetzt genau 500 Jahre her, daß die
herrlichen Marmorskulpturen, die wirklich, wie man sagt, an den Kaminen sich befanden
, für vieles Geld nach Frankreich verkauft wurden von einem der verarmten
Signori, die damals den Palazzo besaßen."

„Fünfhundert Jahre! Also so lange und noch länger ist es her. Ja, das kann
möglich sein."

Gedankenvoll ging das Ehepaar heim. Kurze Zeit nach dieser italienischen
Reise lernten sie in Warschau einen unserer Theosophen kennen, der ihnen unsere
Theorie von der Wiedergeburt auseinandersetzte und von dem der Schreiber die
sonderbare Geschichte erfuhr. (A. von Ulrich.)

Ein neuer Gedankenleser. In München ist jetzt ein neuer Gedankenleser,
A n d e j e aufgetaucht und hat sich kürzlich den Mitgliedern der Psychologischen
Gesellschaft vorgestellt. Die Sitzung begann mit einigen einleitenden Bemerkungen
, die Andreje selbst seinen Experimenten vorausschickte. Er führte aus,
daß er hier nicht verblüffende und irritierende Experimente machen wolle. Auf der
Bühne vor einem großen Publikum müsse er das tun und darum oft Psychologie
und Kombinationsgabe zu Hilfe nehmen. Hier handle es sich aber um eine wissenschaftliche
Untersuchung, und bei einer solchen müßten diese Hilfen ausgeschaltet
werden. Dann bleibe nur ein gewisses Etwas übrig, das wie eine Art Instinkt ihn
bei seinen Versuchen führe. Auch wenn seine Überlegung ihm sage, diese oder jene
Handlung könne unmöglich die geforderte sein, immer sei das das Richtige, was
ihm jenes Etwas eingebe. Hierauf begannen die Experimente, bei denen die Mit-
glieder der Gesellschaft fortwährend mit kritischen Bemerkungen eingriffen und
alle Fehlerquellen auszuschalten suchten.

Zuerst versuchte Andreje eine Farbe, die er vorher dem Vorsitzenden mitgeteilt
hatte, nacheinander verschiedenen Herren einzugeben, indem er ihnen die
Aufgabe stellte, in Gedanken die Grundfarben durchzugehen und dann die Farbe
zu nennen, zu der sie sich im Augenblick besonders hingezogen fühlten. Ungefähr
die Hälfte dieser Versuche gelang. Diese Versuche wurden dann nach Vorschlägen
einzelner Mitglieder variiert und durch besondere Zusätze erschwert. Hiervon
glückte nur verhältnismäßig weniges; aber zwei dieser Versuche gelangen doch.
Den einen der mißglückten Fälle, in dem der Suggerierende Andreje den Rücken
zukehrte, erklärte Andreje selbst für unmöglich, da nach seiner Theorie eine Art
Strahlung von den Augen ausgehe.


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