Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 56
(PDF, 169 MB)
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Dann folgten Versuche, in denen Andreje von verschiedenen Herren kompliziertere
Aufgaben suggeriert wurden. Der erste dieser Versuche gelang, aber
mit großer Mühe, und dauerte verhältnismäßig lange. Ungleich wirkungsvoller war
der zweite dieser Versuche. Andreje sollte aus einer Mappe ein Buch herausnehmen
und auf einer bestimmten Seite ein bestimmtes Wort mit einem Bleistift anstreichen.
Nach nur kurzem Besinnen stürzte er auf die Mappe zu, nahm mit frappierender
Schnelligkeit das Buch heraus und schlug die richtige Seite auf. Das zu unterstreichende
Wort war freilich zu schwer gewählt. Aber als ein leichteres gewählt
wurde, fand er es, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten. Aber das Finden des
Wortes erschwerte sich Andreje, wie er betonte, dadurch, daß er nicht die einzelnen
Worte punktierend durchging, sondern frei das verlangte Wort zu
finden suchte.

Ein kleiner Zwischenfall mag erwähnt werden. Als Andreje, während eine
der Aufgaben verabredet wurde, mit zwei Herren im Vorraum wartete, sagte er
einem der Herren plötzlich: „Sie denken jetzt an die Telephonnummer 1250 und
an die Zahl 5." Es stimmte, und Andreje fügte erklärend hinzu, daß es sich hier
um einen Fall von Momentsuggestion handle, wo der Suggerierte gar keine Zeit
habe zu überlegen, und daß ihm in geeigneten Augenblicken solche Momentsuggestionen
immer gelängen.

Geradezu frappierend wirkte ein Versuch, den Andreje mit einem Dozenten
der Psychologie anstellte. Dieser Herr sollte unter dem Suggestionseinfluß Andrejes
von einem Wandbrett einen bestimmten Teller herunterholen. Er sah sich eine
Weile im Saal um. Dann stürzte er ganz plötzlich auf das Wandbrett zu und holte
den richtigen Teller herunter.

Zum Schlüsse machte Andreje einen Versuch mit allen Anwesenden. Er
nannte eine Reihe hervorragender Männer aus der Geschichte des Altertums. Dann
forderte er alle Herren auf, die genannten und noch möglichst viele andere solche
Namen im Geiste an sich vorüberziehen zu lassen und dann den Namen aufzuschreiben
, der ihnen augenblicklich besonders anziehend sei. Der Versuch mißlang zuerst.
Als aber dann Andreje die Namen auf Namen von Feldherren aus jener Zeit beschränkte
, schrieb tatsächlich ungefähr ein Drittel der Anwesenden den Namen
Hannibal auf, den Andreje vorher dem Vorsitzenden angegeben hatte. Mehrere
andere Versuche, die im Laufe der Sitzung noch angestellt wurden, mißlangen. Die
vorgerückte Zeit verbot es, sofort eine eingehende Diskussion über die vorgeführten
Experimente abzuhalten. Die Gesellschaft beabsichtigt aber, in nächster Zeit systematisch
Versuche über Gedankenlesen anzustellen. Erst dann wird eine Diskussion
darüber stattfinden.

Überführung eines Mörders durch Psychometrie. Folgende Begebenheit
machte die Runde durch alle Tageszeitungen und verdient auch in Fachschriften festgehalten
zu werden: „William Strong, ein wohlhabender Farmer in der Nähe von
Newyörk, stand unter der Anklage, seine Frau ermordet zu haben. Die vorgebrachten
Beweise waren recht schwach, bis der Staatsanwalt Miß Pauline Gerard
als Zeugin berief. Nach ihrem Beruf gefragt, nannte sich die Dame eine „Gedanken-
messerin" und setzte zur Erläuterung des Gerichtshofes hinzu, sie besitze die Gabe,
durch Berührung von Gegenständen oder Personen „vergangene Ereignisse zu
schauen", in denen diese Gegenstände oder Personen irgendeine Rolle gespielt
haben. Eines Tages sei der Angeklagte zu ihr gekommen, um sie über den Mord
seiner Frau zu befragen. Kaum hatte er ihre Hand zum Gruße berührt, da „stand
ihr die Mordszene klar vor Augen", und sie erkannte in ihrem Besucher den Mörder
. Daß sich der Abergläubische von Gewissensbissen geplagt, der „Seherin" selbst
verraten hatte, verschwieg sie natürlich.

Sie teilte ihren Verdacht zwei Geheimpolizisten mit, die sie in ihrem „Geisterseherzimmer
" versteckte, als Strong zu einer vorher verabredeten zweiten „Sitzung"


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