Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 57
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0063
kam. „Diesmal beschrieb ich ihm den Mörder ganz genau," sagte die Zeugin aus.
„Der Mann, der Frau Strong ermordet hat, trägt eine Brille und hat helles Haar." —
Er setzt sich auf die Leiche. — Eine ganze Weite sitzt er so, — da unterbrach mich
der Angeklagte plötzlich mit den Worten: „Mein Gott, das bin ich ja selbst. Ach,
das ist fürchterlich!" Und nun legte er mir ein volles Geständnis ab. Er hatte
sich mit seiner Frau über Geldangelegenheiten gestritten und sie im Zorn erwürgt.
Noch an der Leiche ließ er seine Wut aus und trug sie dann in die Scheune. Hierauf
lief er zu den Nachbarn und klagte diesen, seine Frau sei ermordet worden,
während er abwesend war."

Der Angeklagte leugnete zwar und erklärte, die „Seherin" habe ihn mit ihrer
Schilderung verwirrt und erschreckt. „Sie setzte mir die Finger auf die Brust und
sagte: „Sie haben Ihre Frau ermordet!" Ich war ganz in ihrem Banne und sagte,
was sie mich zu sagen zwang."

Trotzdem wurde William Strong schuldig erkannt und zu dreißig
Jahren Kerker verurteilt. — Wenn auf der einen Seite durch Ausbreitung
okkulter Kenntnisse und Fähigkeiten auch zugegeben werden muß, daß
damit viel Unfug, ja Verbrechen verübt werden können, so zeigt dieser Fall wieder,
daß auch die Aufdeckung von Verbrechen auf okkultem Wege schon jetzt im Bereiche
der Tatsachen liegt. In ferner Zukunft wird es den Verbrechern überhaupt
immer schwerer gemacht, Opfer in ihre Netze zu locken, da mit zunehmender Vergeistigung
eines Teiles der Menschheit, Hellsehen, Hellfühlen, Vorausahnen und Voraussehen
als Warnungen gegen böse Menschen immer mehr zunehmen werden.

Der magnetische Sinn der Tiere. Noch im vorigen Jahre hat der bekannte
Wiener Zoologe Karl Camillo Schneider das sichere Orientierungsvermögen der
Zugvögel, um dessen Erklärung auch Darwin in seiner Abhandlung über den
Instinkt sich vergeblich bemühte, als das größte Rätsel der Tierwelt bezeichnet.
Nach einer Zusammenstellung der allerneuesten Forschungsergebnisse, die Dr. Max
Ettlinger im „Hochland" gibt, scheint das Problem indessen heute seiner Lösung
bereits weit näher gerückt zu sein.

Die umfassendsten Versuche, die wir bisher über das Fernorientierungsvermögen
einer Tierart besitzen, beziehen sich auf die Brieftaube, da man bekanntlich
bei diesem Tiere seinen sicheren Richtungssinn längst zu praktischen Zwecken verwertet
. Vergeblich hat man versucht, diese merkwürdige Fähigkeit der Brieftaube
aus einem besonders scharfen und getreuen Gedächtnis für die einmal aufgenommenen
Gesichtswahrnehmungen oder für die einmal vollzogenen Muskelbewegungen
zu erklären; alle derartigen und manche ähnlichen Erklärungen scheitern schon an
der Tatsache, daß die Brieftauben — wie öfters auch Hunde und Katzen — auch
aus ferngelegenen Gegenden sich heimfinden, in die sie zum erstenmal unwissentlich
versetzt worden sind, da sie nämlich auf dem Hintransport schliefen oder narkotisiert
waren; und ferner an der Tatsache, daß der Rückweg häufig keineswegs die
genaue Umkehr des Hinwegs darstellt, sondern auf ganz anderer und dann zumeist
direkterer Linie erfolgf. Eine wohl abschließende Aufklärung dieses seltsamen
Phänomens ist nun dem französischen Brieftaubenspezialisten A. Thauzids geglückt
. Er hat auf dem vorjährigen Genfer internationalen Psychologenkongreß
zusammenfassend über seine dreiundzwanzjpährigen Erfahrungen und Beobachtungen
berichtet, die ihn zu dem zwingenden Schlüsse führen, daß den Brieftauben
eine eigene Sinneswahrnehmung der erdmagnetischen Strömungen eigen ist. Dafür
spricht schon die verschiedenartige und mehr oder minder leichte Absolvierung
einer Flugstrecke je nach der gewählten Himmelsrichtung; dafür spricht die Möglichkeit
raschen Etappenfortschritts — bis zu hundert Kilometer ohne Unterbrechung
—, wenn die Tiere einmal auf eine bestimmte Flugrichtung dressiert
sind; dafür spricht die dem Erdrelief getreulich folgende Höhe ihres Fluges (durchschnittlich
hundertfünfzig Meter über dem Boden), und dafür sprechen am aller-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0063