Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 67
(PDF, 169 MB)
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mäßigen Kontrolle entzieht und nur gefühlsmäßig ergriffen werden kann
in Zuständen, von denen Bacon redet. Deshalb spielen in den Dramen
Shakespeares die Ahnungen und Träume eine so große Rolle. So sagt
Hamlet, bevor sein Duell mit Laertes stattfindet, zu Horatio: »Du würdest
es nicht glauben, wie schlimm mir doch zu Mute ist . . . .«

Hamlet konnte nicht wissen, daß sein Gegner einen vergifteten
Degen gebrauchen werde, dennoch ist die böse Ahnung Hamlets durch
frühere Vorgänge wohl begründet, denn er weiß, daß der König, sein
Todfeind, den Zweikampf vorgeschlagen hat. Er kennt auch Laertes,
der das Verderben seiner Schwester Ophelia verschuldet hat. Sein
Freund Horatio rät ihm, der Warnung zu folgen: »Wenn Eurem Gemüt
etwas widerstrebt, so gehorchet ihm; ich will sagen, daß Ihr nicht aufgelegt
seid.« Aber Hamlet ist nicht wie Sokrates, der sein Daimonion
kennt und auf die warnende Stimme dieses göttlichen oder dämonischen
Etwas sorgfältig achtet. Hamlet trotzt allen Vorbedeutungen und geht
ins Verderben, denn das ist ja seine Tragödie, daß seine verinnerlichte
Natur zwar befähigt ist, hellseherisch das Kommende mit allen tiefer
liegenden Zusammenhängen zu überschauen, daß er aber nicht im Stande
ist, danach zu handeln und das Uebel abzuwenden.

Zur großen Galerie der ahnungsreichen, hellseherischen Naturen,
die Lombroso hysterisch oder nervenkrank bezeichnen würde, gehört
zunächst auch die Gemahlin Richard II. Noch ist der König auf dem
Gipfel seiner Macht und seines Glücks, alles scheint in Ordnung, und
dennoch ist die Königin von Furcht gequält, als sie die Reise nach Irland
antritt:

».....dann denk ich wieder, ein ungebornes Leiden, reif im

Schoß des Glücks, nahe mir, und mein Innerstes erbebt vor nichts,
und grämt sich über was, das mehr als Trennung ist von meinem
König.«

Hat sie den kalt-feierlichen Respekt der Nobeln durchschaut und
die unterm Deckmantel der Schmeichelei verborgene Selbstsucht eines
Bushey, Green und anderer erkannt? Fürchtet sie, daß dem in seinem
Erben gekränkten Herzog voll Lancaster ein Rächer entstehen wird?

Derselbe dunkle Balladenton, der das kommende Unheil anzeigt,
drängt sich prophetisch über die Lippen Julias und läßt bei aller überschäumenden
Lebenshoffnung der Liebenden keinen Zweifel über den
tragischen Ausgang des Gedichtes aufkommen. Es ist die Erleuchtung
des Geistes in der Ekstase, auf die Bacon anspielt. Sie kommt auch im
Traum, wie Calphurnia beweist.

Die früheren Beispiele der bösen Vorahnung lassen sich zur Not
•auch durch den Intellekt erklären und scheinen aus einer blitzartigen
Kombination der äußeren Umstände geschöpft. Anders ist es mit Calphurnia
, die in der Nacht vor des »Märzens Iden« träumt, daß Cäsars


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