Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 83
(PDF, 169 MB)
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daß »meinesgleichen« nicht in Eurem Sinne zu fassen ist. Geistesgemeinschaft
allein entscheidet in unseren Sphären, in jenen seligen
Höhen, von denen die Dichter und die Prediger zu erzählen wissen,
und wie groß auch auf Erden der Unterschied war: was sich geistig
ähnlich war und sich anzog, das zieht sich nach der Erlösung erst
recht und innig aufs neue an, um unauflöslich verbunden zu bleiben
für alle Ewigkeit. Ewig ist die Freude der Wiedervereinten. Auch
Du, mein lieber, getreuer Sohn, wirst mich wiederfinden und in
meinem Herzen lesen können, wie Du im Leben so gern es tatest,
und meine Seele wird offen vor Dir liegen wie ein Buch. Keine
Sorge mehr wirst Du darin entdecken, nur Freude, selige, dankbare
Freude über alles, was Du und ich auf Erden erreichen und geistig
erwerben durften. Keine Sehnsucht, kein Schmerz der Trennung
wird uns aufregen, und Weisheit unser Besitz sein, mehr, noch viel
mehr als im Leben. So manchen törichten Wunsch werden wir
dann lächelnd weit hinter uns erblicken, und Chöre seliger Geister
unser Ohr entzücken mit Lobgesang. Nicht einsam, nicht allein
wanderst auch Du dann, mein Lieber. Wen Du geliebt und bewundert
und wer Dir von ganzer Seele zugetan gewesen, den findest
Du wieder, früher oder später. Aber keine langweilige Wiederholung
irdischen Zusammenseins ist Dein Teil; nein, andere Gestalten,
andere Daseinsformen, andere Beschäftigungen harren Deiner, Entzücken
spendend und selige Befriedigung. Auch ein anderes, ungeahntes
Wiederfinden. Stelle Dir vor, was Du auf Erden als Baum
oder Strauch geliebt, fändest Du hier als Vergißmeinnicht wieder!
Nur ein Vergleich ist dies für Deine beschränkte irdische Fassungskraft
. Sein und Werden im Jenseits kann nur als Bild, Ahnung oder
Traum Euch angedeutet werden. Sei zufrieden und glaube mir: Du
bist auf gutem Wege des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung.
Mein lieber, lieber Sohn! Wie treu Du mein gedenkest, das weiß
ich und bin bei Dir, so oft Du es tust. O laß Dich meiner treuesten
Vaterliebe nicht bloß heute versichert sein! Unzertrennlich ist unser
Geschick. Wenn meine Sehnsucht nicht mich zu Dir zieht, so tut
es die Deine. So ist das große Gesetz des Weltalls, das irdische
Forscher Gravitation nennen, ein Herzenstrost und ein Seelenband
für die Geister, die abgeschiedenen sowohl als für die lebenden.
Tröste auch Du Dich, wenn trübe Stunden Deines Vaters Bild in
Dir erwecken, und freue Dich seiner unsichtbaren Nähe, seines unhörbaren
Segenswunsches und seiner unerschütterlichen, treuen Liebe
und Hilfe! Dein Lebenswerk war meinen alten Augen ein Glück
und ein Trost bis ins Grab. Es wird noch manchmal meinen seligen
Geist zur Freude herabrufen, bis nach manchem Jahre uns beide
ein guter Gott der Liebe und des ewigen Friedens wieder vereinigt.

Lebe wohl, laß Dich nie, nie, nie irre machen, bleibe Dir und mir

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