Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 99
(PDF, 169 MB)
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denke. Aber meine Vernunft — wieder zufolge der fatalen Struktur meiner
Nervenzentren — kann nicht umhin, sieh über diese Art moralischer
Wertung zu verwundern, die doch nur in einer Welt Zweck hätte und
unter Wesen, die anders wollen und handeln könnten, als sie es tatsächlich
tun. Nun, wenn es mir schon nicht gelingen will, diese Einbildung
abzuschütteln, so bleibt mir doch noch der schwache Schimmer eines
Trostes: das ist die Ueberzeugung, daß derselbe Entwicklungsprozeß,
der mir wie allen den übrigen Schwachköpfen (freilich zum Glück für
die menschliche Oesellschaft!) das Gefühl der sittlichen Verantwortlichkeit
aufdrängt, mir wenigstens zugleich auch die überlegene Erkenntnis
schenkt, — daß sie nur Illusion ist.«*)

(»Metaphysique et Psychologie«, page 71; Geneve 1890.)

Eine köstliche Satire auf den Determinismus ist era. Hoffmanns
Novelle »Der Zusammenhang der Dinge«.

Wenn so die von Tendenzen verleitete moderne Naturwissenschaft
die Mißdeutung ihrer Resultate beging, den freien Willen zu leugnen, so
begeht jene abstrakte Metaphysik keinen minderen Fehler, die einen absolut
freien Willen behauptet. In Wahrheit ist die Willensfreiheit in der
Entwicklung begriffen, erst im vollkommenen Menschen wird sie vollendet
.

Worin besteht die seelische Entwicklung des Menschen überhaupt?
Darin, daß seine niedrigeren Prinzipien immer gefügigere Werkzeuge für
die Tätigkeit der höheren werden. Im rein vegetativen Menschen liegt
die Hauptkraft des Bewußtseins in der Vitalseele gebunden, beim Leidenschaftsmenschen
im Astralleib, beim Durchschnittsgelehrten im Mental.
Doch dort erst leuchtet die Freiheit im Menschen auf, wo die Strahlen
aus Arupa die persönliche Erscheinung durchbrechen, — wo der Kausal-
und Buddhikörper lebendig fötig werden und bewußt zur Aeußerung gelangen
. Also ein fortwährendes Bereiten der niederen Vehikel
für das höhere Ego ist die Entwicklung. Im Ego wohnt die Freiheit
, in der Persona die Unfreiheit. Im selben Maße, als die Seele den
Impulsen ihres Egos folgen lernt, wird der »Wille« freier.

Alle »Erlebnisse« nun gehören der Erscheinungswelt an, den vier
niedrigeren Prinzipien; das Ego selbst wird nicht von ihnen erreich!

In wem das höchste Bewußtsein erwacht, den berührt nicht mehr
»Lust« und »Leid«, an dem verliert das Schicksal seine Macht.

*) Ch. Fere* sagte in der > Revue scientifique«, XX, 368 (Sensation et mouvement):
»On peut donc fournir la demonstration experimentale de la necessite de tous nos
actes . . . .«

Wenn man das kann, dann dürfte es auch möglich sein, »experimentell zu beweisen
«, daß Möns. Fere am Physiologengrößenwahn leidet; zumal er sich auch noch
zu einem negativen experimentellen Beweis erbietet: »de prouver par Fobservation
physiologique, que Pidee de liberte n'est qu'une Hypothese sans fondement scientifiqiie
et qui ne merite aucun respect!«

7*


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