Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 100
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0106
— 100 -

»In den Angelegenheiten des Durchschnittsmenschen ist die Voraussicht
seiner Lebensschicksale wahrscheinlich bis zu einem sehr großen
Umfange möglich, da erx den eigenen Willen nicht in bemerkenswertem
Grade entwickelt hat; und er ist daher so ziemlich das Resultat der Umstände
. Sein Karma bringt ihn in eine gewisse Umgebung, und deren
Einwirkung ist so sehr der wichtigste Faktor in seiner Lebensgeschichte,
daß sein zukünftiger Lebenslauf mit beinahe mathematischer Sicherheit
vorhergesehen werden kann.

Wenn wir die übergroße Zahl von Ereignissen betrachten, auf
welche die Menschen durch ihre Handlungen nur wenig einwirken
können, und anderseits die komplizierten und weitreichenden Beziehungen
der Ursachen für diese Wirkungen, so wird es uns kaum wunderbar
erscheinen, daß auf der Ebene, auf welcher die Wirkung aller jetzt in
Tätigkeit befindlichen Ursachen sichtbar ist, ein sehr großer Teil der
Zukunft mit ziemlicher Sicherheit, auch in Beziehung auf die Einzelheiten,
vorher gesagt werden kann. Daß dies geschehen kann, wird immer
und immer wieder bewiesen; und zwar nicht nur durch prophetische
Träume, sondern auch durch das »zweite Gesicht« der schottischen
Hochländer, Westphalen und Niedersachsen und der Vorhersagungen
der Hellseher. Ebenso ist auf das Vorhersagen der Wirkungen aus Ursachen
, die schon vorhanden sind, das ganze System der Astrologie
aufgebaut.

Wenn es sich aber um ein entwickeltes Individuum handelt,
um einen Menschen von Bewußtheit und Willen, dann versagt das
Prophezeien, denn er ist nicht mehr der Sklave der Lebensumstände
, sondern zu einem großen Teil ihr Meister. Es ist richtig,
die nackten Ereignisse seines Lebens sind im Voraus durch sein vergangenes
Karma bestimmt; aber die Art, in welcher er sie auf sich einwirken
läßt, die Weise, auf welche er aus ihnen Nutzen zieht, vielleicht den
Sieg über sie davon trägt, das ist sein eigen, und das Resultat läßt sich
höchstens als Wahrscheinlichkeit voraussagen. Diese seine Handlungen
werden ihrerseits Ursachen, und solche Ketten von Ursachen und Wirkungen
bilden sich während seines Lebens; diese waren durch die
ursprüngliche Anordnung seines Karmas nicht vorbereitet und konnten
deshalb mit irgend welcher Genauigkeit nicht vorhergesagt werden.

Als ein analoger Fall kann ein einfaches Experiment aus der
Mechanik angeführt werden. Wenn mit einer gewissen Kraft eine Kugel
ins Rollen gebracht wird, so können wir auf keine Weise die Kraft zerstören
oder abschwächen, wenn die Kugel einmal im Laufen ist; aber
wir können dieser Bewegung entgegenwirken oder sie verändern durch
die Anwendung einer neuen Kraft in einer andern Richtung. Eine gleiche
Kraft, welche auf die Kugel In genau entgegengesetzter Richtung einwirkt,
bringt sie vollständig zum Stillstand; eine geringere so wirkende Kraft,
verringert die Geschwindigkeit; eine Kraft von der Seite einwirkend, ändert


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0106