Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 138
(PDF, 169 MB)
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tönius in »Antonius und Kleopatra«, wessen Olück höher steigen wird,
Cäsars oder seines, antwortet der Wahrsager in geheimnisvollen und
sinnreichen Worten:

»Cäsars!

Drum, o Antonius, weile nicht bei ihm:

Dein Oeist, der Dich beschützt, Dein Dämon ist

Hochherzig, edel, mutig, unerreichbar,

Wenn Du dem Cäsar fern bist;

Doch bist Du nahe, dann wird Dein Engel

Zur Furcht eingeschüchtert. Drum bleibe

Raum zwischen Dir und ihm.«

Man wird hier allerdings bemerken, daß der »Dämon« jetzt als gutgearteter
, schützender Geist gemeint ist und in dieser Auffassung mehr
dem sokratischen Daimonion entspricht. Oder vielleicht der Ooethischen
Deutung als Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute
schafft. Mit größerer Unzweideutigkeit ist in »Macbeth« die intuitive Kraft
des Genius als einer von der materiellen Existenz verschiedenen Seele,
gleichsam einer Ueberseele, ausgesprochen. Diesem überethischen Genius
handelt der Held der Tragödie trotzdem zuwider, weil die unterethischen
Dämonen seines Naturells die Oberhand über ihn gewinnen. Dennoch
handelt der Mensch frei, denn der Genius sendet einen Lichtstrahl in
das Dunkel und stellt ihn vor eine Wahl. Das ist logisch; denn wo
Schuld entsteht, muß Selbstverantwortlichkeit gewesen sein, und diese
setzt wieder eine gewisse Freiheit der Wahl voraus. Macbeth fürchtet
Banquo aus guten Gründen, die ihm sein Genius eingibt:

».....in seinem Königssinn

Herrscht was, das will gefürchtet sein; viel wagt er;

Und außer diesem unerschrocknen Geist

Hat Weisheit er, die Führerin des Muts,

Zum sichern Wirken: Außer ihm ist Keiner,

Vor dem ich zittern muß; und unter ihm

Beugt sich mein Genius scheu, wie nach der Sage

Vor Cäsar Marc' Antonius Geist.«

Aber sein böser Dämon hat Macht über ihn und tritt ihm verkörpert
in den Hexen entgegen* Auch diese schier übernatürlichen Gestalten
sind keine bloß willkürliche Fiktion oder eine krankhafte Ausgeburt
mittelalterlichen Aberglaubens. Wir würden sie in unserem heutigen
wissenschaftlichen Jargon hypersensible, konvulsionäre Frauen nennen,
die vermöge ihrer gesteigerten psychischen Potenzen — Lombroso würde
sagen Radioaktivität auf die ähnlichen psychischen Ausstrahlungen
einer anderen Natur leicht reagieren und daher hellseherische und prophetische
Gaben bekunden können. Der modernen Auffassung werden
diese okkulten Erscheinungen unter dem Hinweis auf telepathische Vor-


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