Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 145
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0151
Stein, mit Wasser gefüllt. Gierig trank ich, denn das wenige Bier, das
ich bei mir gehabt, war schon lange Zeit zu Ende. Dann aß ich, und
mit welcher Lust; auch schien ich nicht mehr so müde wie vorher.
Nach der Mahlzeit nahm ich die Hacke und ging zu der Seite, wo sich
der Riß befand. Mit Hülfe der Schwefelhölzchen fand ich ihn auch,
aber er war viel, viel enger als vor kurzem es mir schien. Doch mutig
schwang ich die Hacke und bald hatte ich ihn so erweitert, daß ich mich
durchzwängen konnte und zu dem erweiterten Gange gelangte. Es war
ganz dunkel um mich, und der Warnung des Männleins eingedenk entzündete
ich kein Hölzchen aus Furcht vor einer Explosion. Ich tastete
mit den Händen mich den Wänden entlang und merkte am Gefühl, daß
ich nicht in einem regelmäßig gebauten Schachte war, sondern in einem
natürlichen Riß im Felsen. Der Weg war lang, so lang, daß er kein
Ende zu nehmen schien. War die Erscheinung des Männleins Wahrheit
oder eine von Gott begnadete Vision gewesen? Ich weiß es nicht, aber
in seiner Begleitung war mir der Weg um so viel kürzer erschienen.
Der Gang führte mich in die Höhe, das fühlte ich, obgleich ich oft
stolperte über Unebenheiten und manchmal es nieder in die Tiefe ging.
Aufmerksam tasteten meine Hände an den Wänden und endlich wurde das
Gestein von der einen Seite warm und wärmer, als näherte ich mich dem
Feuerherde. Ich hielt inne im Gehen und ergriff die Hacke, und wie belehrt
, klopfte und hackte ich an der entgegengesetzten nicht erwärmten
Wand. Ich sollte so einen ganzen Tag lang arbeiten. Aber ich fühlte
mich trotz der belebenden Hoffnung so matt, daß ich mir die andauernde
Anstrengung nicht zumuten konnte. So klopfte ich mehr, als daß ich
arbeitete, und wenn die Hände erlahmten, betete ich und sang laut fromme
Lieder, damit der Lärm nie aufhöre und es vielleicht gerade dann still
wäre, wenn Jemand dort dben mich hören konnte. Wie lange das gedauert
hatte, weiß ich nicht; doch schien es mir weit länger als nur einen
Tag. Meine Muskeln erlahmten, ich sank halb ohnmächtig hin. »Mag
geschehen, was will, ich bin am Ende meiner Kraft«, rief ich aus. Doch
wie ich so am Boden lag, hörte ich plötzlich etwas, das mich aufspringen
ließ mit einem Jubelrufe. Ganz ferne, hoch oben schorfte und hackte
es. Neue Kraft zog durch alle Nerven und mit mächtigen Schlägen gab
ich mich kund. Ich „ schlug und schlug mit aller Macht und hielt nur
inne, um zu lauschen. Ja, die Töne kamen näher und näher; zuletzt
hörte ich sogar fernes Stimmengemurmel. Ich schrie, so laut ich konnte,
und klopfte noch einige Male herzhaft und verlor dann die Besinnung,
die Anstrengung war zu groß gewesen für den vom Fasten ermatteten
Körper.

v Als ich die Augen aufschlug, mußte ich sie sofort wieder schließen, denn
das Tageslicht blendete mich. Ich atmete wieder frische Luft und mich
umfingen vier Frauenarme, meine Mutter und meine Braut Viele andere
Weiber waren herbeigeeilt, als sie hörten, es lebe noch Jemand in der

Zentralblatt für Okkultismus. V. Jhrg. 10


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