Freiburger historische Bestände - digital

nicht den geringsten Zweifel mehr. Ebensowenig die 500 andern ExMaterialisten
, die du Prel tatsächlich auf streng naturwissenschaftlichem
Wege bekehrt hat.

Möchten auch Sie den Sieg der mystischen Weltanschauung an sich
selbst erfahren.

Mit diesem Segenswunsch grüßt Sie herzlich Ihr ergebener

Dr. Gottfried Kratt.«

An diesen, frisch unter dem Eindruck des siebentägigen Verkehrs
mit dem Meister am Tage seines Abschieds von Baden geschriebenen
eigenen Brief füge ich, obwohl ich mir seine Briefe als das Beste
auf zuletzt aufgespart habe, des Vergleichs wegen hiermit sein Urteil
über Nietzsche, enthalten in folgendem, mit Weglassung mehrere Sätze
von mir wiedergegebenen, am 19. März 1898 von München an mich gesandten
Briefe:

»Sehr geehrter Herr Professor!
Eines Trostbriefes bedarf es gar nicht. Ich werde es viel
schöner haben, wenn der Kampf mit Dummheit und Gemeinheit
wegfällt. Zu überlegen ist nichts mehr: ich habe keine Zeitschriften
mehr, und zum Herumbetteln bei den Redaktionen soll es denn
doch nicht kommen. — — — — — — — — — — —

In der Osterwoche werde ich hier sein, aber als Strohwitwer,
da meine Leute nach Partenkirchen wollen. Uebrigens habe ich zur
Zeit die Influenza, so daß alles ungewiß ist. — — — — —

Wann ich aus Astralleib und Menschenzüchtung Brochüren mache,
weiss ich nicht. Zur Zeit bin ich nicht aufgelegt, werde es vielleicht
überhaupt nicht mehr. Die Deutschen sind philosophisch bereits
so dumm, daß sie jetzt den wahnsinnigen Nietzsche anbeten, der
nicht eine neue Wahrheit entdeckt hat, wohl aber alte Wahrheiten
auf den Kopf stellt und den größten Gemeinplätzen durch Phrasenschwulst
den Schein von Tief sinn gibt. Nur bei Nordau »Entartung«
ist Nietzsche richtig gezeichnet.

Die neuen photographischen Protokolle sind, wie eben die allermeisten
, nur von halber Beweiskraft. Sie sollten ganze Beweise
verlangen.

Semper idem. du Prel.«

Günstiger als hier urteilte der Meister über unsere Sitzungsprotokolle
beinahe 2 Jahre früher in folgendem Briefe:

»München, 29. VI. 96.
Barerstr. 50/3.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Mit bestem Danke sende ich die Schriften zurück und lege ein
paar Separatabdrücke bei. Die Warnung Ihres Freundes ist vielleicht