Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 178
(PDF, 169 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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ihr Kind nehmen und stillen. Großmutter Ol. und Säugling leben heute noch,
letzterer in bester Gesundheit. Übrigens war der katholische Pfarrer so vernünftig,
die Familie zu beruhigen mit den Worten: „So lange der Qeist der Mutter das
Kind beschützt, stirbt es nicht." —- Der Witwer kam, herbeigerufen, jedesmal erst
nach Verschwinden des Phantoms und erklärte darum alles für Einbildung.

Die Tatsächlichkeit vorausgesetzt, beweist auch dies Erlebnis die Macht des
Monoideismus, der nicht nur Wahrträume auslöst, sondern auch Verstorbene, die mit
einer Sehnsucht oder Unruhe starben, zu Erscheinungen und Handlungen treibt, wie
sie in so vielen Spukgeschichten immer wiederkehren, von der einfachen Anmeldung
durch Ruf oder Klopfen bis zum „Umgehen" der Qeizhälse oder Verbrecher. Daß
du Prei mir im April 1897 mündlich die Uberzeugung ausdrückte, die bewußte Nachahmung
solcher natürlichen Muster sei imstande, einen Verkehr zwischen Lebenden
und Toten anzubahnen, mindestens eine Erscheinung oder Handlung, die ein
sterbender Freund dem lebenden Freunde im Moment des Sterbens
monoideistisch versprochen habe, künstlich an einem vorherbestimmten Orte
und zu einer vorherbestimmten Zeit hervorzurufen, daran hat mich obige Erzählung
spät, aber klar, gewiß zur Freude meiner Memoirenleser, wieder erinnert.

Baden-Baden, 13. Juni 1911.

Dr. G o 11 f r i e d K r a 11, Prof. a. D.

Ein deutscher Hellseher. Ein Leser unseres Blattes, Herr F. Janssen, Naturheilkundiger
in Küstringen, Peterstraße 2, schreibt uns wie folgt: „Nummer 11. des
IV. Jahrganges Ihrer geschätzten Zeitschrift bringt u. a. auch die Notiz von der
japanischen Hellseherin M i b u n e. Der Inhalt erinnert mich an meine Erlebnisse in
den Jahren 1902—1905, wo ich mich mehr aktiv mit der Geheimwissenschaft befaßte,
die sich fast unter gleichen Bedingungen abspielten, wie bei der Frau Mibune, insoweit
diese sich auf das längere Hinsehen beziehen. Ich brauchte nur längere Zeit
an einen mir bezeichneten, aber völlig unbekannten Gegenstand zu denken oder ihn
zu halten, und ich hatte seine „Geschichte" heraus. Mir überreichte völlig unbekannte
Schriftstücke zeigten mir nach längerem „Denken" die Schreiber in Charakter und
körperlicher Beschaffenheit, die Art des Inhalts, die Gegend, von wo sie abgegangen.
Am besten gelang es mir, wenn ich nicht einen Zug von der Schrift gesehen hatte.
Dies war auch bei jedem anderen Gegenstand der Fall. Die Wand löste sich nach
längerem Ansehen in blaues, fast schwarz-blaues Gas auf, und alles dahinter Befindliche
war mir deutlich erkennbar. Besucher meiner Praxis meldeten sich tagelang
vorher an, sei es durch einen bestimmten Geruch, soviel ich mich erinnere, je
eine besondere Art für Männer, Frauen und Kinder, und wieder besondere für böse
und gute Fälle, sei es durch Personen, allerdings in Äthergestalt, aber sehr genau und
ausgeprägt, sei es durch starke Erregung oder Herabsetzung der ganzen Gemütsstimmung
. Die Art der zur Behandlung kommenden Krankheiten zeigte sich in
der Regel Tage vorher durch entsprechende Beschwerden in meinen Organen, in
meinem Körper an. Geistige Wahrträume waren in jener Zeit für mich fast eine
stehende Erscheinung. Oft solche, welche mir schwere Ereignisse tage- und wochenlang
vorher zeigten, mich verlorene Gegenstände finden ließen, mir Richtungen für
meine Handlungen zeigten, mich in eine unbeschreibliche Welt einführten, in die ich
lieber heute wie morgen einzöge. Was ist der Tod? Das Gegenteil von dem, für
was er heute meistens noch gehalten wird. Seitdem darf ich gar nicht mehr an den
Sensenmann denken oder gar von ihm sprechen, da dann jedesmal all die schönen
Erlebnisse wieder vor mein geistiges Auge ziehen, welche die „Ätherisierung" hervorrufen
, ein unbeschreibliches Freudengefühl, mit welchem ich meine Bekannten
und Verwandten schon öfters erschreckte. Und stände ich nicht im Rufe auch auf
realem Gebiete ziemlich bewußt zu leben, so wäre ich jedenfalls längst „für anders"


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