Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 180
(PDF, 169 MB)
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180 —

nämlich Zeus, Poseidon, Hephaisteus, Apollo, Ares, Hermes, Hera, Athene, Demeter,
Artemis, Aphrodite und Hestia.

Der Zusammenhang dieser Einteilung mit dem Sonnensystem wird ohne weiteres
klar, wenn wir uns die Art der ältesten Kultusformen als Naturreligionen vor
Augen halten. Griechenland besitzt aber nicht allein diesen durch Altäre und Bildsäulen
der Nachwelt aufbewahrten Zwölfgötterkreis.

In Rom finden wir die nämliche Gruppe als „consentes dii", die vereinigten
Götter! Von hier aus wird sich die Zwölfteilung, soweit sie nicht direkt durch griechische
Stämme eingeführt worden ist, über das übrige Italien verbreitet haben, wo
wir ihre Spuren ebenso in Pompeji wie bei den Etruskern, Sabinern usw. verfolgen
können.

Indessen werden wir nicht bei der Verbreitung dieses Systems auf dem Wege
über Griechenland stehen bleiben dürfen, da sich die Zwölfteilung bei Völkern findet,
die mit den Griechen kaum, mit den Babyloniern schon gar nicht in Berührung
gekommen sind. Letzteres wäre noch für Perser, Syrer, Chaldäer, Phönizier und
Inder, vielleicht auch für die Ägypter anzunehmen* Dagegen findet sich die Zwölfteilung
aber auch bei den Japanern, bei den Urbewohnern Amerikas, bei den alten
Irländern sowie bei Preußen und Litauern. Hier ist also wohl zugrunde zu legen,
daß diesen UrvÖlkern ebenfalls die Bedeutung des Sonnenzyklus bekannt gewesen
ist, wenn sie nicht — und dies würde der herrschenden Auffassung von der Entstehung
des Menschengeschlechts entsprechen — diese Wissenschaft aus der gemeinsamen
Völkerwiege bereits in die neuen Heimstätten mitgebracht haben. Dann
läge hier ein neuer Beweis dafür vor, daß der Kulturzustand des UrVolkes kein so
tiefer gewesen ist, als man leichthin annimmt, und daß sie zum Beispiel in astronomisch
-mathematischen Berechnungen eine ziemlich ausgebildete Wissenschaft besessen
haben, die teilweise im Laufe der Jahrtausende verloren gegangen ist.

Die Ansicht, daß die Wildheit der Völker nicht der Urzustand ist, sondern eine
Entartungsform der Kultur, gewinnt danach an Wahrscheinlichkeit, zumal wenn man
unsere modernen Kulturentartungen mit berücksichtigt.

Auch in die nordischen Kreise ist die erwähnte Zwölfteilung jedenfalls auf dieselbe
Weise, wie eben geschildert, gedrungen und wir finden auch bei den Skandinaviern
zwölf Asen (Götter). Schließlich ist es auch kein Zufall, daß dem Jakob,
dem Stammvater der Israeliten, zwölf Söhne zugeschrieben werden, wie Jesus von
zwölf Jüngern umgeben ist.

Von den religiösen Verhältnissen wurde die Zwölfteilung in die politischen
übernommen.

Die Einteilung des israelitischen Volkes in zwölf Stämme entspricht der Stammessage
ihrer Abkunft. Eine gleiche Gliederung findet sich bei den Griechen, Phöniziern
und in alter Zeit auch in Polen, das in zwölf Wojwodschaften zerfiel.

Die Zwölfteilung kommt ferner im Sagenkreise fast aller Völker zum Ausdruck
und erklärt die Entstehung solcher Sagen aus der Beobachtung der Sonne
und dem uralten Sonnenkultus. So werden dem Wolfdietrich in der bekannten fränkischen
Sage zwölf Dienstmannen zugeteilt, dem Helden der burgundischen Sage,
Siegfried, zwölf Gefährten und Karl dem Großen zwölf Paladine als Ritter und Tischgenossen
. Im Sagenkreis der nordamerikanischen Indianer hat Getube, der Held
der Ojibwa-Indianer, zwölf Söhne, während Manabohzo, der große Geist, vor seiner
Aufnahme in den Himmel zwölf Arbeiten verrichten muß. Die Ähnlichkeit dieser letzteren
Sage mit der vom Herkules, der ebenfalls in den Himmel versetzt wird, läßt
die Möglichkeit zu, daß spätere Berührungen der amerikanischen Urbewohner mit
der alten Welt nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus den Sagenkreis der
Indianer beeinflußt haben. Andererseits — wenn man die Sagen Amerikas in eine
frühere Entstehungsperiode verweist — könnte nur an eine Verbindung


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