Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 194
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0200
— 194

Vorstellungen seiner Zeit befangen war, War er allein wahrer Gott, wie
kam er zu falschen Ansichten?

War er nur ein genialer Mensch, wie kam er dazu, sich mit der
Gottheit zu identifizieren?

Ueber diesen Widerspruch ist die heulige Theologie noch immer
nicht hinaus und ein jatho ist an ihm gescheitert. Er schreibt in
seinem Briefe an Harnaek z. B.: »Seit Christus kein übernatürliches
Wilsen mehr hat, kann er uns auch nichts Maßgebendes mehr über Gott
sagen. Er ist ja selbst ein Gottsucher geworden wie wir, wenn auch
einer der erfolgreichsten.«

Daraus geht hervor, daß er in Christus nur einen besonders begabten
Menschen sieht. Zu dieser Stellungnahme muß jeder kommen,
der sich auf ein Verstehen der Natur Christi nach den Grundsätzen der
heute herrschenden Schulpsychologie beschränkt und die Aussagen Christi
über sich selbst als nicht maßgebend abweist.

In einer Beziehung hat er Recht: Auch Christus muß psychologisch
verstanden werden können, wenn er in unserer kritischen Zeit wissenschaftlich
überhaupt gehalten werden soll. Er hat aber Unrecht darin,
daß er als Maßstab an die Person Christi die völlig unzureichende heutige
Schulpsychologie anlegt, welche im sogenannten normalen Tagesbewußtsein
sein ganzes, völlig ausgeschöpftes Ich sieht.

Anders der Okkultist. Er hat erkannt, daß das normale Tagesbewußtsein
des Menschen keineswegs sein Ich völlig erschöpft, daß im
Gegenteil im anormalen Zustande des natürlichen Somnambulismus Kräfte
der Seele zu Tage treten, wie Fernsehen in Zeit und Raum, die dem
gewöhnlichen Tagesbewußtsein völlig fremd sind und weit über seine
beschränkten Fähigkeiten hinausreichen. Du Prel formuliert daher das
menschliche Bewußtsein dahin, daß er ein transscendentales Subjekt im
Menschen annimmt, welches zwar das Tagesbewußtsein mit einschließt
, aber von diesem nicht mit umfaßt wird. Wir haben also
zwei konzentrische Kreise: einen kleinen inneren: das Tagesbewußtsein,
und einen größeren äußeren: das Bewußtsein des transscendentalen Subjekts.

Auf Grund der außerordentlichen Macht, welche dieses transscen-
dentale Subjekt in ekstatischen Zuständen über den Körper offenbart
(s. künstliches Stigma), schreibt er ihm mit Recht nicht nur eine denkende,
sondern auch eine organisierende Kraft zu. Diese organisierende und
denkende Kraft überlebt nach dem Gesetz, von der Erhaltung der Kraft
als Dominante das niedere Gehäuse ihrer irdischen Organisation, das ihr
nur dazu diente, um mit der materiellen Welt in Beziehung zu treten,
welches aber in Wahrheit ein »Gefängnis des Geistes« war.

Auf eine angehende Erörterung der Zustände der Seele nach dem
Tode verzichtet du Prel. Er begnügt sich mit der Feststellung des transscendentalen
Subjekts im Menschen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0200