Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 246
(PDF, 169 MB)
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einer ansteckenden Fieberkrankheit erlegen sei. Als das Medium in das Zimmer
geführt wurde, in welchem die hypnotisierte Dame lag, zeigte es sich sofort überrascht
von einer seltsamen Erscheinung, die es zu sehen behauptete: auf den Schultern
der Dame, sagte es, sitze ein Phantom, ein junger Mann mit eigenartig starrem
Blick, und versuche mit seiner rechten Hand den Nacken der Kranken zusammenzupressen
und zu würgen. Dann rief das Medium plötzlich aus: „Ah! dieser
Mann hat sich das Leben genommen und will nun, daß sie ihm
folgen s o 1 1." Magnin, der diesen Fall in den „Annales des Sciences Psychiques"
berichtet, fügt besonders hinzu, daß er nicht Spiritist sei, sondern die erlebten Tatsachen
nur mit wissenschaftlicher Objektivität darstellen wolle. Er begann nun
durch Vermittlung des Mediums eine Unterhaltung mit dem für ihn unsichtbaren
Phantom, indem er es ersuchte, die Kranke fortan in Ruhe zu lassen. Dazu erklärte
sich das Phantom nach einigem Hin und Her bereit. Als die Patientin dann geweckt
wurde, erklärte sie, daß sie sich wie von einer Last befreit fühle. Am nächsten Morgen
war sie zu ihrer großen Freude in ihrem ganzen Wesen wie umgewandelt;
einmal über das andere beteuerte sie dem Professor, daß sie die Selbstmordgedanken
für immer losgeworden zu sein hoffe. Professor Magnin erkundigte sich später aus
Neugier und wissenschaftlichem Interesse nach der Vergangenheit des verstorbenen
Geliebten der jungen Frau und erfuhr, daß die Angaben, die das Medium über ihn
gemacht hatte, in jedem Punkte stimmten, daß er also nicht einem Fieber erlegen,
sondern durch Selbstmord aus der Welt geschieden sei. Derlei ähnliche Fälle lassen
sich in der okkulten Literatur zur Genüge auffinden. Sie sprechen wohl sehr zu
Gunsten des Spiritismus. Jede andere Erklärung trägt den Stempel der Gezwungenheit
derartig offen zur Schau, daß nur Mangel an Objektivität ihr den Vorzug vor der
einfachen spiritistischen Hypothese geben kann. Sogar die Theosophen behaupten,
daß die Seelen der Selbstmörder längere Zeit hindurch erdgebunden seien und auf
lebende Menschen schädlich einwirken, indem sie dieselben gleichfalls zum Selbstmord
zu bewegen suchen. In ähnlicher Weise sollen mit Rachegedanken hingerichteter
Mörder aus dem Jenseits wirken, indem sie hierzu geeignete Menschen zu neuen
Mordtaten antreiben.

Die Todesstrafe wäre also schon aus diesem Grunde abzuschaffen. Solange
sie aber gesetzmäßig besteht, sind die religiösen Tröstungen, Beichte und Reue des
Verbrechers keineswegs wertlos. Die „Willensbekehrung" des zum Tode Verurteilten
ist dabei für sein ferneres „Wirken", ebenso wie für die Mit- und Nachwelt,
von großem Wert. G. W. S.

Die Radioaktivität menschlicher Organe hat Albert Caan am Institut für
experimentelle Krebsforschung in Heidelberg festgestellt. Vorher hatten schon
Schlaepfer, Werner u. a. durch Versuche gezeigt, daß das Blut und Organe von Kaninchen
eine auf photographischem Wege nachweisbare Strahlung besitzen. Jedoch
erklärte Lenard diese Photoaktivität tierischen Gewebes analog der photographischen
Wirkung von mehreren Metallen und oxydierbaren organischen Substanzen mit der
Abgabe von Wasserstoffsuperoxyddämpfen. Es wurden nun die Versuche in der
Weise wiederholt, daß nicht die Photoaktivität des frischen Leichenmaterials, sondern
die Radioaktivität, nämlich die Fähigkeit, Luft für Elektrizität leitend zu machen, geprüft
wurde. Die in dieser Art vorgenommenen Messungen ergaben in einer großen
Zahl von Versuchen tatsächlich das Vorhandensein einer die Luft leitend machenden
radioaktiven Substanz, und zwar ohne daß das betreffende Individuum, von dem die
betreffenden Organe stammten, vorher in irgend einer Form mit Radium in Berührung
gekommen wäre. Die Gehirnsubstanz erwies sich nun am stärksten radioaktiv
. Herz und Leber waren einander in Bezug auf die Radioaktivität ziemlich
gleichwertig, im Verhältnis zum Gehirn jedoch weitaus schwächer, während die
Lunge eine ziemlich hohe Aktivität zeigte. Die Höhe der Aktivitäten richtete sich
anscheinend nach dem Lebensalter, während die Herkunft der Organe ohne Be-


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