Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 249
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0255
— 249

aus Bremerhaven. Derselbe sagte wie folgt aus: „Ich kenne Herrn Petzold seit
ca. dreiviertel Jahr. Ich habe mehrere eigentümliche Fälle mit ihm erlebt, wovon
ich den folgenden mitteilen will. Meine Kinder waren in einer Erbschaft beteiligt;
bei Prüfung der Vermögensverhältnisse stellte ich fest, daß für 3000 Mark Wertpapiere
und ein Kasten mit wertvollen Münzen fehlten. Herr Petzold, um die Angelegenheit
befragt, beschrieb mir eine Person, von der er behauptete, sie habe die
Papiere in einem Verschlag zwischen Keller und Erdgeschoß aufbewahrt, der Kasten
mit den Münzen aber stehe auf dem Kleiderschrank in deren Wohnung. — Ich erkannte
die Person und fand die Beschreibung des Hauses zutreffend. Ich verabredete
nun mit Herrn P. folgendes: An einem bestimmten Tage wollte ich nach dem
Wohnort des Diebes fahren. Um dieselbe Zeit sollte sich Herr P, nochmals mit
der Sache beschäftigen und mir telegraphisch mitteilen, ob sich die Sachen noch
am selben Ort befänden oder wo sonst etwa. Der Tag kam heran, ich fuhr ab und,
am Bestimmungsort angekommen, nahm ich ein Telegramm von Herrn P. entgegen
des Inhalts, daß jetzt beide Sachen zusammengepackt und in den Kleiderschrank
gelegt seien. — Ich ging darauf mit einem befreundeten Herrn Schmidt zum Amtsgericht
. Der dorthin geladene Beschuldigte und der Testamentsvollstrecker waren
zugegen, als ich dem Amtsrichter erklärte, es fehlten die und die Sachen. Die Anwesenden
wollten nichts davon wissen und überhaupt keine Ahnung davon haben,
daß der Erblasser je die bezeichneten Wertpapiere besessen habe. Hierauf bemerkte
ich: „Ich brauche nur hier am Orte in ein bestimmtes Haus zu gehen, um
dort an einem bestimmten Platze das Vermißte hervorzuholen." Der Amtsrichter
erwiderte: „Ja, wenn Sie das so genau wissen, dann müssen Sie ja auch den Dieb
kennen." „Jawohl," sagte ich, „ich brauche nur ein wenig nach der Seite zu sehen
und der Dieb steht vor mir." Darauf fuhr der Amtsrichter den Betreffenden an:
„Sie hören, Herr soundso, diese schwere Beschuldigung der Erbschleicheri, was
haben Sie darauf zu erwidern? — Der Befragte, außer sich vor Erregung, verneinte
die Schuldfrage, gestand aber schließlich, der Erblasser habe ihm kurz vor
seinem Tode ein Paket als Geschenk übergeben mit der Maßgabe, es erst sechs
Monate nach seinem Tode zu öffnen; was in diesem Paket enthalten sei, wisse er
nicht. Nach weiterer Information wurde der Testamentsvollstrecker beauftragt,
sofort das Paket vom Hause des Beschuldigten zu holen. Kurze Zeit darauf kam er
wieder und brachte ein nur lose eingewickeltes Paket mit, das er dem Kleiderschranke
entnommen hatte. Der Amtsrichter öffnete das Paket und richtig: die
Wertpapiere und die Münzen befanden sich darin. —Wenn ich nicht so felsenfestes
Vertrauen zu der Zuverlässigkeit des Hellsehers Petzold gehabt hätte, dann wäre
es mir nie eingefallen, eine so schwere Verdächtigung vor Gerichtsstelle dem Beschuldigten
gegenüber auszusprechen, dann wären aber wahrscheinlich die vermißten
Sachen* nie wieder den Erben zugängig gemacht worden. Der Amtsrichter
war über meine Zielsicherheit sehr erstaunt und wollte gern wissen, auf welche
Weise ich zu solch genauer Kenntnis der Sachlage gekommen sei, worauf ich erwiderte
, das würde ich ihm später einmal mitteilen, wenn die ganze Erbschaftssache
geregelt sei."

Der Fall „Petzold" ist von ungeheuerer Tragweite. Da gibt es kein Verdrehen
und Leugnen mehr. Wir bringen schließlich noch den Abdruck jener „Danksagung
", die Petzold anläßlich seines Freispruches in Bielefelder Zeitungen einrücken
leiß:

Danksagung.

Für die zahlreichen Glückwünsche, die mir aus Anlaß meiner — als selbstverständlich
vorauszusehenden — Freisprechung von nah und fern zugegangen
sind, sage ich hiermit meinen herzlichsten Dank. — Ich begrüße diese Kundgebung
nicht nur als einen erfreulichen Beweis sympathischen Interesses für meine Person,
sondern auch als einen lebhaften Ausdruck der Freude darüber, daß vor der hohen


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