Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 271
(PDF, 169 MB)
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dazu.« — Natürlich die Ueberzeugung von der Richtigkeit der »spiritistischen
Hypothese«.

Diese den materialistischen Monismus etwas beunruhigende Hypothese
widerlegt man nach Pr. Dessoirs Rezept dadurch, daß man die
Gleichung aufstellt:

Trance = Hypnose.

Beweis: Trans ist ein »halbbewußter Dämmerzustand«, Hypnose
ist auch ein »halbbewußter Dämmerzustand«, ergo — sind sie identisch.*)

Nun hat aber gerade ein »Laie«, Henry Wagner, in seinem Buche
»Bedingt das Grab die Vernichtung der Persönlichkeit?« den Beweis für
die Nichtidentität des Transzustandes mit der Hypnose erbracht. Er
hat nachgewiesen, daß der Trans eine ganz neue Etappe des Somnambulismus
darstellt, vom Hypnosestadium dadurch getrennt, daß mit ihm
die Suggestibilität von Seiten des Akteurs erlischt. Im hypnotischen Zustand
ist das Medium in jeder Hinsicht die Kreatur des Hypnotiseurs,
seine willenlose Gliederpuppe. Sobald aber der Transzustand einsetzt,
hört jede Beeinflußbarkeit des Mediums durch den Hypnotiseur auf, seine
Macht ist einfach zu Ende, das Medium blind und taub für ihn; eine neue
Persönlichkeit von ausgesprochener Selbständigkeit spricht jetzt aus ihm.
Auch die tagwache Individualität jenes Menschen, den das Medium im
nichtsomnambulen Zustande für die Welt darstellt, ist verschwunden, es
hat sich urplötzlich in eine fremde Person mit anders gearteten
Eigentümlichkeiten, anderer Logik, Anschauungs- und Empfindungsweise
verwandelt. Wenn man diese neue Persönlichkeit nach ihrem Wesen und
Herkunft befragt, so wird einem in der Regel die Antwort zu teil, es sei
»die Seele dieses oder jenes Verstorbenen«, die aus dem Medium und
durch es spricht. Tritt das Medium aus diesem Trans wieder in die
Hypnose zurück, dann ist es alsbald wieder des Hypnotiseurs gehorsamer
Diener, er kann aufs neue mit ihm schalten und walten nach Herzensund
Forscherslust; — die Suggestibilität, das vornehmste Merkmal der
Hypnose, ist wieder zurückgekehrt. Der Schluß, zu dem man aus dieser
Erscheinung kommen muß, ist wohl nur der folgende: die Trans- und
Hypnosephänomene sind zwei verschiedene Gattungen von Kundgebungen
einer gleichartigen dritten Ursache; diese besteht in je einer dirigierenden
fremden Intelligenz. Im Falle der Hypnose ist es die befehlende Intelligenz
des Hypnotiseurs, im Falle des Trans aber haben wir den Akteur,
den sogenannten Produzenten jener Erscheinungen, erst zu suchen.

Offiziell-wissenschaftliche Erklärungen für diese Verwandlung der
Persönlichkeit stützen sich nun auf die geheimnisvollen Fähigkeiten des
»Unterbewußtseins«, mit dem freilich viel Unfug getrieben wird, denn
sie ist nicht weniger als die spiritistische Hypothese, nach Dessoirs Aus-

*) In einer Kneipzeitung war einmal folgender analoger »logischer Schluß«
nach »Barbara« zu lesen: »Alle Vögel sind eierlegende Tiere, alle Fische sind eierlegende
Tiere, folglich sind die Vögel Fische !


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