Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 284
(PDF, 169 MB)
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öffentlichen, mußte man ihn mitteilen, statt den Spiritisten wieder einen
Grund für ihre »Sophophobie« zu geben.

Nicht minder interessant sind die Bemerkungen der »Annales« zu der
von Aubert festgehaltenen Ueberzeugung von dem spiritistischem Ursprung
der Musik-Phänomene: »Der "Fall M. Aubert ist für jeden Psychologen
weit entfernt, offenbar spiritistisch zu sein. Man weiß, daß wir
unbewußt fast dieselben Dinge tun können, wie bewußt. Im natürlichen
Somnambulismus oder im hypnotischen Zustand macht ein Subjekt sogar
manches besser als inj wachen Zustande. Man kann das gleiche
behaupten für die während einer einfachen Dissoziation der Persönlichkeit
automatisch ausgeführten Handlung. Kein gebildeter Okkultist bestreitet
das! Nun gibt es ausnahmsweise begabte Personen, welche,
ohne nur die Musiknoten zu kennen, ganz allein verschiedene Instrumente
gelernt haben und auf eine merkwürdige Weise improvisieren. Dies
zeigt sich manchmal sogar bei Kindern in sehr zartem Alter; man hat
viele Beispiele hiervon. M. Aubert mag eines dieser ausnahmsweise begabten
Wesen sein, in Folge von Vererbung oder von Natur aus —
vielleicht auch aus anderer Ursache. Dies ist durchaus nicht seltsam;
es ist im Gegenteil absolut in der Ordnung bekannter Dinge, obwohl
wir es uns nicht völlig erklären können. Aber die Idee, daß Rameau,
Beethoven, Stradella, Mehul etc. nacheinander im Körper des Mediums
Platz nehmen und seine Sehnen und Muskeln spielen lassen, wie den
inneren Mechanismus eines Piano — diese Idee ist so »extravagant«, um
nicht mehr zu sagen, daß sie nicht einen Augenblick der Ueberlegung
standhält.«

»M. Aubert scheint an ihr festzuhalten. Wahrscheinlich hat er Unrecht
, selbst vom Standpunkt der Eigenliebe des Mediums. Ein Tisch,
eine Planchette sind nicht wunderbar, wenn sie sich unter dem Antrieb
der Geister bewegen. M. Aubert ist es nicht mehr als diese. Was
wunderbar an ihm ist, das ist seine unbewußte musikalische Intelligenz:
diese Fähigkeit, die in ihm steckt und zu der er vielleicht — wer weiß
es? — auf eine Art gelangt, welche mit der Hypothese der Präexistenz
der Seele zusammenhängt. Es ist leicht, alles, was wir nicht begreifen,
durch die Wirkung der Geister zu erklären, und die Menschheit hat auch
nie ermangelt dies zu tun; allein das Studium der erstaunlichen Fähigkeiten
des Unterbewußtseins kann uns Ergebnisse liefern, die weniger
kindlich sind und uns vielleicht sogar zu einem höheren Spiritismus
führen.«

Im Großen und Ganzen lassen sich diese Deduktionen der »Annales«
sicher nicht bestreiten. Trotzdem liegen auch auf Seite der spiritistischen
Hypothese so viel gewichtige Gründe, daß die »extravagante Idee« viel-
vielleicht doch der Wahrheit näher kommt als die Theorie des allmächtigen
Unterbewußtseins. Es ist ganz richtig, daß es schon viele begabte
Personen gegeben hat, welche, ohne eine Note zu kennen, Instrumente


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