Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 285
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0291
285 —

spielten, ja sogar improvisierten, aber es dürfte doch schwer halten, den
absoluten Beweis zu erbringen, daß in diesen Fällen lediglich das Unterbewußtsein
in Tätigkeit war. Von den Kinderphänomenen will ich ganz
absehen, denn hier versagt die Hypothese des subliminalen Bewußtseins
gänzlich. Man muß schließlich zu Hypothesen, wie Präexistenz der Seele
und Reinkarnation, seine Zuflucht nehmen, ein Umstand, der die Erklärung
nicht vereinfacht. Alles in allem: die Theorie des Unterbewußtseins
erklärt wohl manche Erscheinungen, welche uns früher unbegreiflich
erschienen, und man wird heute viele Phänomene, die bisher auf Konto
der spiritistischen Hypothesen geschrieben wurden, zu Gunsten der
subliminalen annehmen müssen. Allein ich glaube, daß man die Grenzen
der letzteren häufig überschätzt und dem Unterbewußtsein Kräfte und
Fähigkeiten beimißt, welche nicht weniger wunderbar scheinen als die
Einwirkung der Desinkarnierten. Man denke, da ist ein junger Mann,
der kaum mittelmäßig Klavier spielen kann, keine Ahnung von Kompositionslehre
etc. hat, aber dennoch unter den genannten erschwerten Umständen
, die sein ganzes Denken, seine gesamte Gehirnarbeit von dem
Instrumente ablenken mußten, Werke unserer klassischen Meister spielt,
und dies nur, weil sein Unterbewußtsein sich erinnert, einstens ähnliche
Stücke — es sind ja nicht dieselben, da Aubert Improvisationen bringt —
gehört zu haben! Zu solchen Annahmen fehlt jedenfalls der zwingende
Beweis. Wer sagt uns übrigens, daß die »Geister« im Körper des Mediums
Platz nehmen müssen u. dgl? Vielleicht ist der Vorgang der
Beeinflussung durch die Spirits viel einfacher als jede unserer Hypothesen.
Ich erinnere hierbei an das Phänomen, das einst Stainton Moses*)
erhielt. Er fühlte eines Tages den unwiderstehlichen Drang, automatisch
zu schreiben. Er setzte sich an den Tisch und. frug: »Ich fühle den
Trieb zu schreiben, wer von meinen Freunden ist anwesend und was
wünscht er?« Man diktierte ihm Folgendes: »Freund, sei gegrüßt! Gottes
Segen über Dein Haupt! Wir wünschen mit Dir über einen sehr wichtigen
Gegenstand zu sprechen, und um dies unter Bedingungen einer
sicheren Uebertragung zu tun, werden wir diesmal Deine inneren Sinne
befreien und jeden Zutritt zu den körperlichen Sinnen schließen, so daß
Du getrennt bleibst von der Welt. Unter diesen Umständen wird es
uns leicht sein, Deinen Körper zur Uebertragung unserer Gedanken zu
verwenden, und Du kannst während dieser Zeit von Angesicht zu Angesicht
mit uns reden. Sei passiv und frage nichts mehr«.

»Während man diese Botschaft diktierte«, erzählt Stainton Moses,
»wurde mein Geist vom Körper getrennt. Ich befand mich als »Geist«
neben meinem Körper, den ich am Tische sitzen sah, mit der Feder in
den Fingern und die Hand auf das Notizbuch gelegt. Alles mit ungeheurem
Staunen beobachtend, bemerkte ich, daß mein Körper mit dem

*) Spirit Teachings Posthumes, Light 1896 p. 559.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0291