Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 293
(PDF, 169 MB)
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Das Aneignen von Wissen kann auch aus rein materiellen Gründen
geschehen, z. B. zu Prüfungszwecken in der Beamtenlaufbahn, wenn der
Betreffende durch die Prüfung nur ein höheres Amt erreichen will, um
die damit verbundene Gehaltserhöhung zu genießen. Wer nicht ganz so
materiell denkt, sucht sich vielleicht Kenntnisse zu erringen, um vor anderen
damit zu glänzen, um sich einen Namen zu machen, also aus Eitelkeit,
Ehrgeiz oder Ruhmsucht, während der Geistigerkennende nach Wissen
strebt, um anderen damit vorwärts zu helfen, um sich mit besseren Verstandeskräften
in den Dienst der guten Sache — der Entwicklung des
Weltganzen — zu stellen, da er sich bewußt ist, daß auf diesem Gebiete
viel Arbeitskräfte gebraucht werden.

Für das Streben nach Anpassungsfähigkeit können auch materielle
Beweggründe maßgebend sein, da der Betreffende vielleicht einsieht, daß
er dadurch eine besser bezahlte Stelle erreichen kann und auch imstande
ist sie zu behalten, indem er sich schmiegt und biegt wie ein Aal und
sich vieles oder beinahe alles gefallen läßt. Es kann aber auch jemand
aus intellektuellen oder seelischen Gründen nach Anpassungsfähigkeit
streben, entweder um als friedliebender Mensch zu gelten oder um sich
dadurch gute Verbindungen zu schaffen, aus denen er intellektuellen
Nutzen schöpfen kann. Durch dies alles kann er seine Anpassungsfähigkeit
ausbilden, um sie dann, wenn er zur Uneigennützigkeit kommt,
als geistige Duldsamkeit zu verwenden. Die letztere ist zur Aufklärungsarbeit
von ungeheurem Werte, denn wer sie nicht entwickelt hat, kommt
leicht in die Lage, in geistigen Hochmut zu verfallen, während er im anderen
Falle so spricht oder schreibt, als wenn er selbst mit unter die Sünder
gehörte.

Unter diejenigen Menschen, bei denen sich das Selbstbewußtsein
auf dem materiellen Gebiete zeigt, gehören die Parvenüs, die nicht durch
geistige Arbeit, sondern durch Glück zu großem Reichtum gekommen
sind, welche ihr Vergnügen darin finden anderen zu zeigen, was man
sich mit großen Geldmitteln alles bieten kann. Die etwas höher Stehenden,
die sogenannten »geistigen Parvenüs«, welche gern mit hohen Verwandten
und Bekannten prahlen und es stolz erzählen, daß sie durch Protektion
von höherer Seite ein gutes Amt bekommen haben und wenn sie wollten,
ein noch besseres erlangen könnten. Auch gehören die darunter, die
in ihrem geistigen Hochmut glauben, daß nur sie im Besitze der einen
Wahrheit sind. So hinderlich wie die genannten Formen des Selbstbewußtseins
für die Entwicklung der Menschheit sind, so förderlich ist
das Selbstbewußtsein, wenn es vom Geistigen durchleuchtet wird, denn
dann dient es dazu, die guten Ideen, das Göttliche im Menschen zu
festigen, daß er sich nicht verleiten läßt, zu dem Niedrigen, welches ihm
früher Vergnügen machte, zurückzukehren, vielleicht nur aus dem Grunde,
weil ihn die geistig Tieferstehenden als einen überspannten Menschen
ansehen. Der vom geistigen Selbstbewußtsein Durchdrungene wird sich


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