Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 294
(PDF, 169 MB)
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in seinen höheren Lebensanschauungen nicht irre machen lassen, wenn
ihn auch Spott und Verachtung der anderen trifft; während jemand, der
dieses nicht besitzt, auch wenn er sonst geistig hoch steht, sich doch
ab und zu verleiten läßt, von seinen besseren Grundsätzen abzuweichen.
Wer geistiges Selbstbewußtsein hat, wurzelt mit der Ueberzeugung von
der Richtigkeit seiner Anschauung nicht in seinem persönlichen Selbst und
kommt dadurch zu Hochmut und Stolz, sondern bleibt dabei in seiner
Persönlichkeit bescheiden und führt seine Ideen ohne Rücksicht auf die
unangenehmen persönlichen Folgen durch.

Auch das Streben nach Freiheit kann sich auf dem materiellen
Gebiete bemerkbar machen. Es äußert sich vielleicht dadurch, daß der
Betreffende so viel materielle Güter als möglich an sich heranzieht, um
dadurch von den anderen unabhängig zu werden. Es kann ein Parvenü
sein, der glaubt, durch die Größe seines Geldbeutels sich andere Untertan
machen zu können. Im Intellektuellen kann sich der Drang nach
Freiheit darin zeigen, daß er danach strebt, ihm lästige, unangenehme
Bestimmungen, wie in Deutschland das Impfzwanggesetz, beseitigen zu
helfen, oder daß er nach allgemeinen Kenntnissen strebt, um nicht von
anderen als unwissend angesehen zu werden. Wer sich nun in den
niederen Stufen den Mut erworben hat, seine Freiheit zu verteidigen, der
wird auch mit der Zeit auf geistigem Gebiete frei werden und erkennen,
daß die geistige Freiheit nur in der Einordnung in die göttliche Harmonie
besteht; er wird einsehen, daß die Geistesfreiheit nicht darin besteht, daß
man die Bestimmungen und Gesetze, die einem unangenehm sind, durchbricht
und so handelt, wie es einem gutdünkt, sondern daß man tut,
was zur Förderung des Ganzen dienlich ist und für sich keine neuen
Gesetze verlangt, sondern nur Neuerungen, die der Allgemeinheit zum
Vorteil gereichen.

Es ließe sich nun die Reihe von Beispielen dieser Art noch verlängern
, doch glaube ich, daß dieses genügt um zu zeigen, wie sich die
verschiedenen Lebensführungen und Charakteranlagen im Materiellen
oder Physischen, im Intellektuellen und Seelischen oder Psychischen und
im Uneigennützigen oder Geistigen äußern und wie es möglich ist, daß
gute Eigenschaften, im Niederen entwickelt, die Stufenleiter zu denselben
Eigenschaften auf einer höheren Stufe bilden können und die Menschheit
, welche die geistigen Eigenschaften nicht fassen kann, dazu gedrängt
wird, durch Streben nach diesen Eigenschaften auf dem materiellen und
seelischen Gebiete dieselben auch auf dem geistigen Gebiete zu erwerben.
Und auch in diesem Sinne kann man verstehen, was Dr. Franz Hartmann
in seinem Werke »Weiße und schwarze Magid« Seite 241 sagt: »Alles
ist gut, es gibt kein Uebel«.*)

*) Das Uebel der materiellen Welt offenbart sich in Hindernissen, Versuchungen,
Beschränktheit und Leiden aller Art. Je materieller eine Daseinsform, desto mehr ist
sie dem Uebel der Welt unterworfen. Zweifellos werden aber erst durch Ueberwin-


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