Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 329
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0335
— 329

als diese Geisteswelt so vollständig verschieden ist von derjenigen, in
der sich heute durch Neigung und Beruf meine geistigen Fähigkeiten bewegen
. Alles in allem tragen diese »Erinnerungen« den Charakter normaler
Gedächtniserscheinungen, weshalb ich sie, um gleichzeitig auf ihre
transzendente Natur hinzuweisen, transzendentale oder transzendente Erinnerungen
nennen möchte. Besonders deutlich ist mir beispielsweise
der Werdegang eines jungen Künstlers, der sich einen Weltruhm als
musikalisches Genie erwarb, während meine heutige musikalische Veranlagung
unbedeutend ist. Jede Phase seiner Entwicklung ist mir gegenwärtig
, und über die Natur seiner Fähigkeit eines souveränen Klavierspiels
könnte ich die sonderbarsten Einzelheiten angeben. (Vielleicht habe ich
aus dieser Quelle zu einer gewissen Zeit meines jetzigen Lebens den
plötzlichen starken Impuls empfangen, das Klavierspiel mit Leidenschaft
zu betreiben, doch fand ich bald, daß ich mich auf falschen Bahnen, die
nicht meiner heutigen Individualität entsprechen, befand.) Der Zauber,
den sein Spiel auf ihn selbst und andere ausübte, lag, wie er bald klar
erkannte, in einer eigentümlichen Stimmung, die über ihn kam, sobald
er das Reich der Töne betrat. Die Wesenheit dieser Stimmung war eine
wirklich seltsame, weil sie in einer Assoziation von musikalischen Empfindungen
mit Vorstellungen bestand, die eigentlich nichts mit den Tönen
zu tun hatten. Sein Geist fühlte sich dann plötzlich in einem Zustande
höchster Freiheit und Klarheit, und in seiner Phantasie webte es von Bildern
sonnendurchfluteter oder melancholisch gestimmter Landschaften
und märchenhafter Szenerien.«

»So erlebte er Triumphe über Triumphe. Eines Abends sollte er
wieder ein Konzert geben, und ein großer Zuschauerraum applaudierte
schon heftig, als er sich an den Flügel setzte. Allein diesmal hatte sich
seiner ein leises Gefühl des Unbehagens bemächtigt. Er fühlte sich in
seinem Empfinden hart und kalt; der Sinn für sein Zauberreich wollte
sich nicht erschließen. Er spielte, aber fühlte, daß er ein anderer war als
sonst, es fehlte dem Spiel jeder Duft, und dann spielte er sogar falsch,
da sein Gedächtnis ihn verließ. Im Saale wurde es unruhig. Er sprang
auf und war im Begriff hinauszustürzen. Da löste sich plötzlich der Bann.
Er setzte sich wieder an das Instrument und, der Welt entrückt, begann
er aufs neue zu spielen. Während sein Geist von Bildern fiktiver Szenerien
und Vorgänge erfüllt war, entfaltete sich ein Spiel, das ihn selbst
erschütterte und seine Zuhörer hinriß.«

Dieses absolut klare Bewußtsein, meint Dr. E., daß an das gleichzeitige
phantasievolle Auftreten landschaftlicher Bilder die Auslösung der
musikalischen Inspiration geknüpft war, ist schon so merkwürdig, daß
es kaum weiterer Einzelheiten bedarf, um zu überzeugen, daß seine jetzige
Phantasie keinen Anteil daran haben kann.

Auch sonst sind ihm aus dem Leben dieses transzendenten Ich,
außerhalb seiner künstlerischen Welt, die intimsten Nebenumstände vor


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0335