Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 335
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0341
ganz klar und deutlich, sodaß ich den Gedanken an eine Täuschung
völlig aufgab.

So stand ich denn auf und forschte nach. Aber ich konnte beim
besten Willen nicht entdecken, wer mich gerufen haben konnte.

Ob nun das folgende Ereignis gleich sofort am selben Abend stattgefunden
hatte, wie das soeben erzählte, kann ich leider nicht mehr genau
sagen, weil solche Vorgänge oft vorkamen und ich ihnen eine besondere
Aufmerksamkeit nicht mehr schenkte. Kurzum, es war an diesem oder
an einem der nächstfolgenden Tage, als ich plötzlich zusammenzuckte
und dabei die Empfindung hatte, diesen Augenblick schon einmal erlebt
zu haben.

Sehen wir einmal zu, zu welchen Schlüssen uns eine Kombination
der beiden soeben wiedergegebenen Begebenheiten vielleicht berechtigt.

Gewöhnlich gibt man für den Umstand, daß man einen Augenblick
plötzlich für schon einmal durchlebt empfindet, zwei Erklärungen ab.
Eine spiritualistische, welche annimmt, daß man sich in diesem Augenblicke
eines Zeitpunktes aus früheren Inkarnationen erinnere, in welchem
man sich in ähnlicher Situation befunden hatte wie im betreffenden
Augenblick, und eine materialistische, welche angibt, daß die eine Hirnhälfte
aus irgend einem Anlaß das durch die Augen aufgenommene Bild schneller
zu erfassen vermöge als die andere, wenngleich auch nur um einen
kaum nennenswerten Bruchteil einer Sekunde, und daß somit die erstere
Hirnhälfte das durch die zweite Hälfte aufgenommene Bild als Erinnerung
auffasse.

Eine dritte Erklärung scheint mir aber den Sachverhalt genauer zu
treffen. Ich habe es närnlic^ oftmals erlebt, daß ich mich nicht nur eines
einzigen Augenblickes, sondern einei ganzen Zeitspanne wieder zu erinnern
glaubte. Und für einen solchen Fall scheinen die obigen Hypothesen
so ohne weiteres nicht auszureichen.*) — Man kann sich diese
Fälle aber leicht erklären, wenn man annimmt, daß das Unterbewußtsein
den betreffenden Augenblick früher schon einmal vorausgesehen hat und
daß man sich dieses Umstandes beim Eintreten dieses Augenblickes
dunkel erinnert.

Ein Vorkommnis übrigens, welches zwar nicht das Wiedererinnern,
wohl aber ein Voraussehen des Unterbewußtseins verbunden mit Rufen
betrifft, ist in der Januarnummer des Jahrganges 1910 dieser Zeitschrift
geschildert worden.

Der florentinische Bildhauer Dupre wollte mit seines Gattin auf
einem Wagen an einem Abgrunde vorüberfahren, als plötzlich mehrere
Male eindringlich die Rufe »Halt, Halt« ertönten, die sich auf das
Energischste wiederholten, sobald er weiterfahren wollte. Schließlich stieg

*) Es lassen sich zwar Momente anführen, welche für die zweite Erklärung
sprechen, doch soll darüber ein anderes Mal berichtet werden. Niemeyer.


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