Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 338
(PDF, 169 MB)
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vorigen Sommer nun teilte sie mir mit, sie sähe hinter mir einen alten
Mann, der mit mir einen Gedankenaustausch herbeizuführen wünsche.

Da die Beschreibung des Mannes, welche mir gegeben wurde, mit
anderen Beschreibungen übereinstimmte, so beschloß ich, der Sache auf
den Grund zu gehen und in der Einsamkeit eine Art Zwiegespräch zu
halten. — So ging ich, weil das Dunkel des Waldes das Sichhinein-
versenken in mystische Ideen bedeutend erleichtert, spät am Abend des
betreffenden Tages gegen 12 Uhr in die Eilenriede, einem Walde bei
Hannover, und wartete auf den Durchbruch einer inneren Stimme.

Es dauerte auch nicht lange, so glaubte ich die Nähe eines Wesens
zu spüren, und so beredete ich mich dann mit ihm, nicht die Worte
selbst hörend, sondern den Sinn der Worte fühlend.

Zuletzt bat ich das Wesen, mir einen Beweis seines Vorhandenseins
zu geben. Und da geschah etwas ganz Merkwürdiges. Ich hatte nämlich
plötzlich das Gefühl, daß mir eine Gefahr bevorstände und begann
deshalb bereits nachzusehen, ob sich jemand hinter den Büschen versteckt
hielte.

Da hieß es plötzlich in mir: »Setz dich auf diese Bank, sonst geschieht
etwas.« Ich überlegte und antwortete: »Nein, denn ich möchte
ja gerade sehen, ob etwas geschehen wird.«

So ging ich denn weiter und kam zur nächsten Bank. Da ertönte
die Warnung in mir lauter, ich sollte mich unter allen Umständen jetzt
auf diese Bank setzen, andernfalls ich meinen Ungehorsam bitter bereuen
würde. Trotzdem ging ich weiter. Aber kaum hatte ich 5 oder 6 Schritte
getan, als ich nicht weiter zu gehen vermochte und mich von einer unsichtbaren
Gewalt auf die Bank zurückgezogen fühlte.

So setzte ich mich denn auf die Bank. »Auf dem Wege, der vor
dir liegt«, hieß es in mir, »wird gleich ein Mann kommen, der dir nicht
wohl will, hüte dich vor ihm.«

Und in der Tat, kaum waren zwei oder drei Minuten vergangen,
als tatsächlich ein Mann des betreffenden Weges kam. »Er wird sich
zu dir auf die Bank setzen«, hieß es jetzt in mir. — Aber nein, der
Mann ging ruhig an meiner Bank vorüber. Und schon lachte ich innerlich
ingrimmig auf über die ungeheuere Selbsttäuschung, der ich offenbar
unterlegen gewesen war, als der Mann, der bereits einige Schritt an
mir vorübergegangen war, plötzlich umkehrte — und sich zu mir auf
die Bank setzte.

Ich wußte genug und empfahl mich. Es mag dem Leser überlassen
bleiben, sich das Eintreffen meiner Ahnung auf seine Weise zu
erklären. Vom Zufall zu sprechen, ist nicht wrohl angebracht. Ein wirkliches
Voraussehen meines Unterbewußtseins resp. meiner Intelligenz, die
angeblich bei mir war, würde das Eintreffen ja leicht erklären, jedoch
tut dies vielleicht schon die Annahme einer etwaigen telepathischen Verbindung
zwischen mir und dem vielleicht ganz ahnungslosen Manne.


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