Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 345
(PDF, 169 MB)
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Nach dieser Einschaltung weise ich noch hin auf die Untersuchungen
und Beobachtungen des Dr. med. E. Wölfflein (Basel), über die er in
der »Zeitschrift für Sinnesphysiologie« (1908) berichtet hat. Darnach sind
manche Blinde (aber auch manche Nichtblinde) befähigt, mit Ausschluß
der gewöhnlichen Sinnesfunktionen Wahrnehmungen über einzelne in
einiger Entfernung von ihnen befindliche Gegenstände zu machen, und
zwar, wie Dr. Wölfflein glaubt, wahrscheinlich vermöge einer Erregung
gewisser Gesichtsnervenpartien sowie auf Grund einer von den betreffenden
Gegenständen ausgehenden Emanation oder Ausstrahlung,

So zeigt sich denn, wie gesagt, daß die Wissenschaft sich immer
häufiger mit Fragen beschäftigt, die zum Gebiete des Okkultismus gehören.
Bezüglich einiger derartiger Fragen verhält sie sich freilich derzeit teilweise
skeptisch und zurückhaltend. So hinsichtlich der Frage des Vorausschauens
oder prophetischen Hellsehens. Dieser Frage nun werden
die weiteren Blätter dieses Aufsatzes gewidmet sein.

Nach der von Sanitätsrat Dr. A.Moll gegebenen Definition besteht
des zeitliche Hellsehen darin: 1. daß der betreffende Seher vergangene
Dinge, die er nicht auf normale Weise (oder, wie ich hinzusetze, nicht
etwa auf telepatischem Wege) erfahren kann, weiß: 2. daß er weiter zukünftige
Dinge voraussieht. Die erstere Art des zeitlichen Hellsehens
pflegt man als Rückschau zu bezeichnen; die zweite Art als Vorausschauen
oder prophetisches Hellsehen, Dr. Moll selbst gehört
hinsichtlich des Hellsehens überhaupt zu den Skeptikern.*) Weniger
skeptisch hat sich Dr. A. Forel verhalten.**) Er konstatiert, daß »eine
Reihe Angaben glaubwürdiger Personen«, selbst von »erklärten Atheisten«,
die Frage der Ahnungen bejahen und hält eine sorgfältige Nachprüfung
der Frage seitens der vorurteilslosen Wissenschaft für erforderlich.
Auch hebt er hervor, daß die Weltgeschichte über ungemein viele ein-

daß die telepathischen Aetherschwingungen die sogenannten Empfindungssphären der
Großhirnrinde erregen können, und es läßt sich ebenso annehmen, daß gewisse Emanationen
oder Ausstrahlungen (also beispielsweise die Odstrahlen) bei manchen Personen
direkt die Sehsphäre des Gehirnes erregen können und daß dann vermöge der sogenannten
»exuetrischen Empfindung« die Empfindung in das Auge verlegt wird.
Dr. Moll hat ohnehin darauf hingewiesen, daß es sich auch bei den sogenannten
»Hyperästhesien« um zentrale Vorgänge handelt. Und Hitzig und Fritsch
haben experimentell gezeigt, daß durch Reizung gewisser Hirnstellen (z. B. durch die
Elektrizität) nervöse Erregungen veranlaßt werden können. Des von Dr. Wölfflein
beobachteten Fernsinnes gedenke ich oben. Hier kann ich noch auf die im V. Abschnitt
meines Buches »Die Telepathie« (Max Altmann, Leipzig 1911) bezüglich der
telepathischen Perzeptionsfähigkeit gemachten Ausführungen hinweisen. — Jedenfalls
dürfte eine in gewöhnlicher Weise (mittelst Brille, Sehprobe) konstatierte
»normale Sehschärfe« allein noch nicht genügen, um die Möglichkeit
mancher außergewöhnlicher Wahrnehmungen, beziehungsweise den
objektiven Tatbestand mancher Phänomene zu bestreiten.
*) Dr. A. Moll »Der Hypnotismus« 1907.
**) Vergl. Dr, A. Forel »Der Hypnotismus« 1907.


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