Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 346
(PDF, 169 MB)
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schlägige Fälle (Weissagungen u. s. w.) berichte. Daß letzteres sich in
der Tat so verhält, hat neuerlich der Historiker Dr. Max Kemmerich
nicht blos in öffentlichen Vorträgen, sondern ganz besonders auch in
seinem unter dem Titel »Prophezeiungen. Alter Aberglaube oder neue
Wahrheit?« (1911) erschienenen Buche sehr eingehend nachgewiesen.
Einen hierher gehörigen historischen Fall, der ziemlich wenig bekannt zu
sein scheint, erwähne ich meinerseits hier nebenbei. Nämlich den Fall
des Nikolaus Drapitz aus Ungarn, der nach alten Berichten im Jahre 1672
prophezeiht hat, daß der Mannesstamm des österreichischen Herrscherhauses
im Jahre 1740 aussterben werde. Tatsächlich ist mit dem im J.
1740 erfolgten Ableben Kaiser Karl VI. jenes Ereignis eingetreten.*)

Rücksichtlich jener zahlreichen Stimmen, die ausdrücklich für das
zeitliche Hellsehen und zwar insbesondere eben für das Vorausschauen
oder prophetische Hellsehen eingetreten sind, sei blos erinnert an Goethe,
Schopenhauer, Eduard von Hartmann, Dr. Karl Freiherr du Prel,
Professor Dr, Ch. Richet, Dr. W. Bormann, Dr. Max Kemmerich. —
Was Goethe anbelangt, so erzählt er bekanntlich in »Dichtung und Wahrheit
« (erster Teil, erstes Buch) von der prophetischen Gabe seines
Großvaters. Er war sich aber, wie O. L Umfried in dem Buche
»Goethe der deutsche Prophet in der Faust- und Meisterdichtung
«**) (1893) bemerkt, auch eigener »Sehergabe voll bewußt«.

. . . wenn er,« sagt Umfried, »auch nicht solcher Eingebungen auf
dem Weg nächtlicher Träume sich zu rühmen hatte (wie sein Großvater),
so können wir umsoweniger ermangeln, die ihm gewordenen, in höherer
Form sich darstellenden Offenbarungen mit jener Naturgabe in Verbindung
zu setzen, deren er selbst hin und wieder in seinen Schriften,
Briefen etc. namentlich in den Annalen 1787/88 und 1789 gedenkt....«

Daß sich die moderne Wissenschaft dem prophetischen Hellsehen
gegenüber aber doch mehr oder weniger skeptisch und zurückhaltend
verhält, ist vom Standpunkt der »exakten Forschung« allerdings begreiflich
. Denn eine der wesentlichsten Stützen der letzteren bildet ja das
Experiment. Einem experimentellen zeitlichen Hellsehen stellen sich aber

*) Diesen Fall hat der gegenwärtig als emerit. Bischof der evang. Kirche von
Siebenbürgen in Hermannstadt lebende Dr. F. Müller in seinem Buche »Beiträge zur
Geschichte des Hexenaberglaubens und des Hexenprozeßes in Siebenbürgen« (Braunschweig
, 1854) mitgeteilt. Wie Müller noch erwähnt hat, wurde Drapitz, ein 83jähriger
Qreis, wegen seiner Prophezeiung auf gräßlichste Weise hingerichtet. (Es gab vielleicht
auch damals Leute, die halbwegs ähnliche Schlüsse zogen wie jener, gelegentlich von
du Prel erwähnte Gelehrte, der vermutete, daß Swedenborg den durch ihn von
Gothenburg aus gesehenen Brand Stockholms selbst habe anlegen lassen. Allerdings
traf das von Drapitz angekündigte Ereignis ja erst nach 68 Jahren ein.) Müller beruft
sich hinsichtlich seiner Mitteilung auf ein Manuskript des aus Kronstadt (in Siebenbürgen
) stammenden und als k. preußischer Hofrat und Professor des Staatsrechtes
und der Geschichte zu Halle im J. 1747 verstorbenen Martin Schmeitzel.

**) Umfrid schreibt immer »Göthe«.


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