Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 374
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0380
- 374 —

sehen Studium ganz neue Ausblicke zu eröffnen. Der Mann ist durch die Waldbrände
aus dem Gebirge vertrieben worden und wurde in der Nähe von Oroville
beim Diebstahl von Lebensmitteln festgenommen. „Jshi", wie die Anthropologen
diesen Mann getauft haben, versichert, daß in der Sprache der Yahi-Indianer des
Südens das Wort „Mann" seinen Stamm bezeichnet. Seine Theorie vom Ursprung
des Feuers weist bemerkenswerte Übereinstimmungen mit der Mythologie anderer
Indianerstämme Kaliforniens und der Sierra des Ostens auf und zeigt weiterhin eine
merkwürdige Verwandtschaft mit der der Griechen und Römer. Die
Anschauung beruht auf dem Glauben an ein höheres Wesen, das freiwillig oder aus
Zwang Feuer stahl, um es den Yahis zu bringen. Prof. Watermann ließ dem alten
Mann — Ishi ist über 60 Jahre alt — Pfeil und Bogen reichen. Der Wilde griff
begierig nach der Waffe und schoß den Pfeil mit untadeliger Sicherheit mitten durch
einen Hut, der in einer Entfernung von 30 Metern als Ziel aufgestellt war. Die Handhabung
des Bogens soll übrigens der, die man bei anderen Indianerstämmen beobachtete
, grundverschieden sein.

Aberglaube, Zufall oder was sonst? Prinzessin Louise von Sachsen erzählt in
ihren „Memoiren" einen für Okkultisten interessanten Vorfall anläßlich ihrer Vermählung
mit dem jetzigen König von Sachsen. Die Feierlichkeit fand in der Kapelle
der Wiener Hofburg statt und Louise sprach ihr „Ja" auf die Frage nach dem Verzicht
auf die österr. Ansprüche so klar und entschieden aus, daß alle, selbst ihr
Gatte, von dem Ton überrascht waren. Als der Hochzeitszug sich wieder in Bewegung
setzte, fingen drei Erzherzoge an ungeduldig zu werden und sprangen über
Louisens Schleppe, um sich dann durch eine Seitentür davon zu machen. Darüber
beunruhigte sich Erzherzog Otto, denn es war ein alter Aberglaube der Habsburger,
daß, wer über die Schleppe einer Neuvermählten springe, im Laufe des Jahres sterben
müsse. Vierzehn Tage nach der Hochzeit starben in der
Tat die Erzherzöge Ernst und Sigismund und Ende Dezember
folgte ihnen Karl Ludwig ins Grab."

Wir enthalten uns jeder positiven Erklärung, wollen aber nur darauf hinweisen,
daß „H o c h z e i t u n d T o d" in einem mystisch-symbolischen Zusammenhang stehen,
wie dies schon A rtemidorus aus Daldis in seiner „Symbolik der Träume"
dargelegt hat. Z. B.: Träumt ein Junggeselle, daß er gestorben sei, so bedeutet dies
seine baldige Hochzeit. Umgekehrt bedeutet eine Jungfrau heiraten einem Kranken
den Tod, denn dieselben Feierlichkeiten wie bei einer Hochzeit finden auch bei einem
Todesfalle statt. (Prieslerliche Einsegnung, Ehrengeleite, Blumenschmuck, Totenoder
Hochzeitsmal usw.) Vielleicht liegt die Symbolik des „Über die Schleppe sprin-
gens" darin, daß der Tod die Ehe trennt. Der Sprung geschieht senkrecht zur
Bewegungsrichtung des Brautzuges, wie ein Schnitt, welcher ein Band trennen soll,
senkrecht zur Längsaxe des" Bandes erfolgt. Diejenigen, die über die Schleppe der
Neuvermählten springen, bewegen sich sozusagen in der Richtung des Todes, wären
also symbolisch dem Tode verfallen. — Symbole sind aber Vorläufer, ja vertauschbare
Begriffe einer bestimmten Handlung, eines bestimmten Ereignisses. Die Seele
bedient sich im Traume meist symbolischer Bilder, um Zukünftiges zu enthüllen.
Weshalb sollten bestimmte Ereignisse und Handlungen in unserer Erscheinungswelt
nicht auch als Symbole, Vorläufer für zukünftige Dinge sein? Nur so wäre derlei
„Aberglaube" zu erklären. Der Glaube an „Omina" „Glück oder Unglück verkündende
Vorzeiten" l£ßt sich bekanntlich bis ins graue Altertum verfolgen und ist
eigentlich nie ganz ausgestorben, weil eben Beobachtungen und Tatsachen, wie die
obgemeldeten, dazu immer neuen Stoff geben! Merkwürdigerweise waren
die Römer in Bezug auf „Omina" noch „abergläubischer" als die Griechen. — Und
doch kann man nicht leugnen, daß die Römer auch Männer des tatkräftigen zielbewußten
Handelns waren, G. W. S u r y a,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0380