Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 396
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0402
— 396

bürg in der Straße Pouchkarska. Bei einer Abendgesellschaft im Monat
Mai befand sich meine Mutter (heute Mme. Telechof) gegen sechs Uhr
abends mit ihren fünf Kindern im Salon. Ich war der Aelteste, 16 Jahre
zählend. Es war ein früherer Diener des Hauses, den man als Freund
behandelte (er diente nicht mehr bei uns), erschienen und meine Mutter
sprach eben mit ihm, als ganz plötzlich der fröhliche Lärm der Kinder
verstummte und die allgemeine Aufmerksamkeit sich unserem Hunde
»Moustache« zuwandte, welcher sich heftig bellend auf den Ofen stürzte.
Unwillkürlich blickten wir nach derselben Richtung und sahen auf dem
großen Fayence - Kachelofen einen kleinen ungefähr sechs Jahr alten
Jungen im Hemd stehen. Wir erkannten den Sohn Andreas unserer
Milchfrau; er kam oft mit seiner Mutter zu uns, um mit den Kindern
zu spielen; sie wohnten in der nächsten Nähe. Die Erscheinung verließ
den Ofen, ging über uns alle weg und verschwand durch das offene
Fenster. Während der ganzen Zeit — etwa 15 Sekunden — hörte der
Hund nicht auf heftig zu bellen und er verfolgte die Erscheinung bei
ihren Bewegungen. Etwas später (am selben Tage) kam die Milchfrau
zu uns und teilte uns mit, daß ihr Sohn Andrä, nachdem er einige Tage
kränkelte (was wir wußten), gestorben war; es war wahrscheinlich in
dem Augenblick, in dem wir seine Erscheinung sahen.« Dieser Bericht
ist von den anwesenden Erwachsenen unterzeichnet.

Ich habe mit Rücksicht auf den zur Verfügung stehenden Raum
nur einige wenige Beispiele gegeben. Der geehrte Leser findet solche
in großer Anzahl in den von mir mehrfach erwähnten »Proceedings« der
Society for P. R., in den ausgezeichneten Werken von Delanne, Flammarion,
E. Bozzano etc., sowie in den Zeitschriften der okkultistischen Forschung.
Je mehr man sich in diese Berichte vertieft, desto dringender tritt die
Frage nach der Erklärung des außerordentlichen Phänomens an uns heran.
Hier gehen nun die Ansichten weit auseinander. Unsere Zeit leugnet
zwar die Erscheinungen nicht mehr — abgesehen von den in diesen
Dingen gänzlich Unwissenden — aber man findet sich bei oberflächlicher
Betrachtung der Dinge gern damit ab, alles als Trugbilder einer erhitzten
oder krankhaft entarteten Phantasie zu erklären. Es ist dies sehr bequem,
doch außerordentlich unwissenschaftlich. Die Erklärung durch Halluzination,
Suggestion und Autosuggestion reicht in sehr vielen Fällen nicht aus
und ernste Forscher suchten nach anderen Hypothesen, denn es
muß gleich beigefügt werden, daß es bis jetzt nicht gelungen ist,
den hypothetischen Boden zu verlassen. Ohne Zweifel bietet sich in
erster Linie die spiritistische Hypothese als einfachste und alle Fälle erschöpfende
Erklärung, allein sie ist, wie Professor Morgan sagt, ungeheuer
schwierig. Auch stellte man mit Recht den Grundsatz auf, die Schwierigkeiten
nicht ohne Grund zu vermehren und zu der Geisterhypothese erst


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