Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 398
(PDF, 169 MB)
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absorbiert waren, daß sie nicht Raum für die Manifestation ließen, gibt
es viel andere Fälle, in denen dies nicht der Fall ist und bei welchen
die Möglichkeit nicht vorliegt, jenen Aufschub mit einem Spezialzustand
des Perzipienten zusammenzubringen. Alles in allem, es kann als absolut
ernste Hypothese betrachtet werden, daß der psychische oder physische
Agent in Wirklichkeit nur eine gewisse Zeit nach dem Tod in Aktion
tritt und daß der Empfänger den Eindruck erhält in dem Moment,
in dem er ihm auch bewußt wird, und nicht früher.

Ich habe von Fällen gesprochen, in welchen der Zeitunterschied
zwischen Tod und der Manifestation zu klein ist, um die Theorie der
latenten Periode als annehmbar erscheinen zu lassen. Die in den »Phan-
tasms of the Living« angenommene Regel war, daß dieser Intervall
12 Stunden nicht überschritte. Trotzdem existieren Fälle, in denen dieser
Intervall viel größer gewesen ist und trotzdem in dem Moment der Erscheinung
dem Perzipient die Tatsache des Todesfalls noch unbekannt
war. Man kann die Theorie der latenten Periode vernünftigerweise nicht
auf Fälle anwenden, in welchen Wochen und selbt Monate zwischen dem
Phänomen und dem Tod liegen. Hierbei ist der Tod als letzter Moment
angenommen, in dem man annehmen kann, daß eine gewöhnliche telepathische
Beeindruckung den Geist des Perzipienten trifft«.

So kann also, sagt G. Delanne*), die Hypothese der latenten Periode
rechtmäßig nur auf Fälle Anwendung finden, in welchen die Erscheinung
sehr bald nach dem Tode folgt. Auch dies ist nur vernünftig,
wenn der Empfänger den Agenten gekannt hat, denn ohne den nötigen
Rapport kann man nicht verstehen, daß eine telepathische Uebertragung
auf ein Gehirn wirkt. Wir sehen aber oftmals, daß die Erscheinung
dem Perzipienten vollständig fremd ist, und in diesem Falle ist die Vermutung
irgend einer latenten Aktion gänzlich nichtig. Wir sehen also,
daß die »Telepathie retardee« nicht mehr als Erklärung dienen kann,
wenn das Phänomen mehrere Wochen oder gar Jahre nach dem Tode
des Agenten eintritt.

Welche Erklärung ist aber in diesen Fällen gegeben? Die einfachste
liegt in der spiritistischen Hypothese. Dieselbe wird um so wahrscheinlicher
, je mehr in diesen Fällen die Tatsache hervortritt, daß die
Erscheinung nicht dem Unterbewußtsein, der Phantasie u. dgl. des Sehenden
entsprungen sein kann. Wenn das Phantom, wie wir in den angeführten
Beispielen gesehen haben, Merkmale trägt, welche dem Sehenden unbekannt
sind, die aber der Wirklichkeit entsprechen, oder wenn das Phantom
dem Sehenden gänzlich unbekannt ist, dessen Beschreibung aber
mit der einstigen Wirklichkeit völlig übereinstimmt, dann muß man schon
zu außerordentlich gekünstelten Hypothesen greifen, um der spiritistischen
Theorie zu entgehen. Die Skeptik hat in der Tat solche Hypothesen
aufgestellt. Sie sagte: Auch in diesen Fällen findet telepathische Ueber-

*) E. c.


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