Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 400
(PDF, 169 MB)
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vor circa 1900 Jahren der okkulten Wahrheit möglichst nahe zu kommen,
wird sicher nichts anderes übrig bleiben, als sie im Licht der okkulten
Forschung zu behandeln, d. h. sich streng an die Ergebnisse zu halten,
die die okkulte Forschung der letzten Jahrhunderte inbezug auf diese Erscheinung
zu Tag gefördert hat. Dies ist nun gerade das, was in zahlreichen
theosophischen Kreisen des Abendlandes heute tatsächlich geschieht
. Denn all das, was in der deutschen Section der Theosophischen
Gesellschaft seit Jahren gelehrt wird — über Jesus von Nazareth, über
die zwei verschiedenen Jesusknaben des Lukas- und des Matthäus-Evangeliums
, über die Einkehr des Christus-Geistes in den physischen Leib
des Jesus bei der Johannes-Taufe — all das ist nichts anderes als das
Ergebnis der okkulten Forschung, die bis ins 12. Jahrhundert zurück datiert.

Dagegen hat es der Okkultismus des Ostens aus naheliegenden
Gründen bis jetzt unterlassen, in den Bereich seiner Forschung auch einmal
diese Christus-Erscheinung hereinzuziehen. Die Bekenner der großen
Religionen des Ostens fühlen naturgemäß kein Bedürfnis, sich über eine
Erscheinung in der Geschichte der Menschheit aufzuklären, die mit ihren
Religionen scheinbar in keinem direkten Zusammenhang steht. Man
besitzt in Ceylon, in Indien, in Tibet usw. die wunderbaren Lehren des
Buddhismus, des Hinduismus und des Zoroastrianismus und fühlt kein
Bedürfnis, sich um eine verhältnismäßig junge Religionsform, wie die des
Christentums, viel zu kümmern, umso weniger als die christliche Missions-
Arbeit dort wohl manches zu wünschen übrig läßt. Und es ist gewiß
nicht zu verwundern, daß man in den Kreisen der indischen Sektion der
T. S. sich für die Ergebnisse der okkulten Forschung des Ostens vermutlich
sehr lebhaft interessieirt, bei dem Reichtum dieser Ergebnisse aber
kein besonderes Verlangen fühlt, auch das kennen zu lernen, was die
okkulte Forschung des fernen Westens, nämlich Europas, zu Tage fördert.

Um nun aber auf die so verdienstvolle Begründerin der theosophischen
Bewegung zu kommen, so ist es das unschätzbare Verdienst von H. P.
Blavatsky, der Welt eine ungeheuere Menge von okkulten Wahrheiten
übermittelt zu haben. Ihre Hauptwerke: »Isis unveiled« und »The Secret
Doctrine« enthalten zweifellos eine Unsumme von Wahrheiten, von denen
bis dahin niemand eine Ahnung haben konnte, mit Ausnahme der wenigen
wirklich Initiierten. Da nun aber im Kopf dieser genialen, von keiner einseitigen
Gelehrsamkeit belasteten Frau chaotisch alles durcheinander wirbelte,
was auf irgend einem Weg zu ihm Zugang gefunden hatte, so konnte es nicht
ausbleiben, daß ihre Werke neben den großen Wahrheiten, die ihr von hohen
Meistern zugingen, auch vieles enthalten was eben nichts anderes darstellt
als ihre eigene Auffassung, ihre rein subjektive Meinung, und darunter
auch manches, hinter das man ein großes Fragezeichen machen muß.
Man wird sich wohl auch innerhalb der Theosophischen Gesellschaft darüber
keiner Täuschung hingeben, daß die Blavatskyschen Werke neben
sehr viel edlem Weizen auch allerlei Spreu enthalten.


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