Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 404
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0410
— 404

Forschungen über Fernsehen in Raum und Zeit.« (M. Altmann, Leipzig.)
Im 1. Abschnitte des letzteren Werkes wird unter dem Titel »Leibniz
und eine Somnambule« auf Ansichten über das Hellsehen hingewiesen
die Leibniz namentlich in einem Briefwechsel mit der Herzogin Sofie
von Braunschweig-Lüneburg entwickelt hat Es ließe sich aber, wie ich
glaube, zur gestellten Frage eigentlich auch auf die Leibniz'sche »Monadenlehre
« näher hinweisen. Seine Anschauungen über die Monaden
hat Leibniz hauptsächlich in der auf Veranlassung des berühmten
Feldherrn und Staatsmannes Prinzen Eugen von Savoyen verfaßten
»Monadologie« entwickelt. Die Monaden bilden nach Leibniz die
Grundlage aller Realität, die Grundwesen des ganzen physischen wie
geistigen Universums. Sie sind in gewissem (aber nur in gewissem)
Sinne ähnlich den Atomen, wie diese von den Philosophen Leukippos,
Demokritos u. a. angenommen wurden. Sie sind aber streng zu unterscheiden
von den Atomen der modernen Naturwissenschaft, wiewohl
ja z. B. der Haeckel'sche Monismus den materiellen Atomen wenigstens
»eine universale Seele primitivster Art« zuspricht. Leibniz aber, der ja
die Materie ganz negierte und nur als eine »verworrene Vorstellung« ansah,
erklärt seine Monaden für durchaus seelische Wesen. Sie sind also
seelische, lebendige Wesen und stehen in lebendiger Beziehung untereinander
. Jede Monade ist ein vorstellendes Wesen. Auch die menschliche
Seele ist eine Monade und zwar eine solche höherer Ordnung.
Jede der unendlich vielen Monaden ist ein Mikrokosmus, ein Zentrum
und Spiegel des Universums; in jeder reflektiert sich alles, was
ist und geschieht, durch ihre eigene spontane Kraft, vermöge welcher
jede die Allheit der Dinge, wie im Keime, ideal in sich trägt. Jede enthält
das ganze Universum, die ganze Unendlichkeit in sich.
In jeder Monade (selbst in der untersten Ranges) könnte von einem, der
alles durchschaute, alles gleichsam gelesen werden, was in der ganzen
Welt geschieht, geschehen ist und geschehen wird.*)

Dieser Darstellung nach sind die Leibniz'schen Monaden zwar nicht
eigentlich hellsehend. Dagegen kann man in gewissem Sinne sagen, daß in
ihnen alles, also auch das zukünftige Geschehen, gleichsam registriert erscheint
. Sie haben daher auch eine Art Gedächtnis für die zukünftigen
Dinge. Denkt man sich nun die menschliche Seele als eine derartige
Monade, und nach Leibniz ist sie ja eben eine solche, so wäre
das gelegentliche Hervordrängen einzelner Bestandteile dieses eigentümlichen
Zukunftsgedächtnisses nicht besonders auffallend. Und dabei
wäre eigentlich eben auch jener immer wieder (z. B. auch von Voltaire)
erhobene Einwand bereits erledigt, wonach es unmöglich ein Wissen,

*) Vergl. Schweglers »Geschichte der Philosophie«. — Ueber Goethes
Monadentheorie wären hier die betreffenden Stellen aus der freilich etwas unverläßlichen
Schrift »Goethe aus näherem persönlichen Umgang dargestellt« von J. D. Falk (erschienen
nach des letzteren Tod) zu vergleichen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0410