Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 406
(PDF, 169 MB)
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Materie und Energie als vertauschbare Begriffe bezeichnet werden, ja an
Stelle des Begriffes der Materie überhaupt der der Energie gesetzt wird,
wird man, so paradox es auch klingen mag, verführt, die Frage zu stellen,
ob es nicht am Ende ein Extrem gibt, wo auch der Unterschied
zwischen Zeit und Raum verschwimmt. Doch was ist überhaupt die
Zeit und was ist der Raum? Die Wissenschaft kann uns diese Frage
nicht befriedigend beantworten. Aristoteles hat die Zeit »das Maß der
Bewegung im Weltall« genannt. Weiter wird die Zeit als das «Verhältnis
der Dinge nacheinander« und der Raum als das »Verhältnis der Dinge nebeneinander
« angesehen. Durch Kant sind Zeit und Raum als *reine Anschauungsformen
« bezeichnet worden. Der Gesamtbegriff der durch den
stetigen Uebergang der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gebildeten
Zeit ist die Ewigkeit. Da die Zeit nach Kant nur eine subjektive Form der
Anschauung ist, so wird als Ewigkeit nicht eine »endlose Zeit« verstanden,
sondern das der subjektiven Zeitform entgegengesetzte intelligible Wesen,
daher dann Ewigkeit und Zeit sich unterscheiden wie Gott and Welt. Du
Prel aber hat darauf hingewiesen, daß die Zeit die letzte Abstraktion
der Bewegung, der Kraft oder Energie — der Raum jedoch die letzte Abstraktion
der Materie sei.*) Wenn nun, wie erwähnt, vonseiten moderner
Forscher begonnen worden ist, Energie und Materie für vertauschbare
Begriffe zu erklären, ja an Stelle des Begriffs der Materie den der Energie
zu setzen, so wankt allerdings, so auffallend es wohl scheint, auch die
Grenze zwischen Zeit und Raum.

Tatsächlich sind die Vertreter der Wissenschaft auch heute noch
über das eigentliche Wesen von Zeit und Raum nicht einig. Durch die
exakte Forschung kann die wünschenswerte Klarheit natürlich niemals
geschaffen werden, da durch sie ein Ueberblick über die Gesamtheit
des »ewigen« und »unendlichen« Weltendaseins und Geschehens zu erringen
ja für immer absolut unmöglich ist. Man kann es daher vom
modernen wissenschaftlichen Standpunkte aus nicht beanstanden, wenn
beispielsweise Graf Stefan Tissza (der angesehene ungarische Staatsmann,
Politiker und gewesene ungarische Ministerpräsident) gelegentlich eines
i. J. 1909 im Budapester Protestantischen Literarischen Verein gehaltenen
Vortrags gegenüber der Handlungsweise derjenigen, »die nur das glauben,
was sie sehen und begreifen«, betonte: daß wir »auf der Basis unseres
ganzen Denkens Thesen finden, die dem menschlichen Verstand un-

*) Dr. Kemmerich spricht, nach Konstatierung dessen, »daß es eine Kraft der
Prophetie gibt, ein zeitliches Fernsehen«, den Wunsch aus, es möge die Wissenschaft
nunmehr nach einer metaphysischen Erklärung suchen, »sie aber nicht schon in der
Leugnung der Realität der Zeit gefunden zu haben glauben«. — Nach Haeckel
(»Welträtsel«) »ist die Realität von Raum und Zeit jetzt endgültig bewiesen . .. .« Nachdem
die Vorstellung vom »leeren Raum« abgestreift sei, bleibe als das unendliche
vraumerfüllende Medium« die Materie in ihren beiden Formen: Aether und Masse. Und
ebenso werde auf der anderen Seite als das »zeiterfüllende Geschehen« die ewige Bewegung
oder genetische Energie betrachtet.


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