Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 412
(PDF, 169 MB)
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Erinnerungen an Dr. Carl Freiherr du Prel.

Von Prof. Dr. Gottfried Kratt. (Fortsetzung.)

15- Brief- München, 17.11.97.

Einen Beweis von du Preis großer Herzensgüte ist die Tatsache
, daß er, um mir in meinem unaussprechlichen Kummer um den
vor wenigen Tagen heimgegangenen Vater und Oeistesfreund eine Freude
zu bereiten, seine ganze »Vorrede« zu seinem Hauptwerk »Magie als
Naturwissenschaft« in eigenhändiger Abschrift — er, der Abgehetzte,
Ueberarbeitete, körperlich Geschwächte — als Geschenk (ohne begleitende
Worte) übersandt hat. Da die später von ihm in der »Magie« bei
Costenoble herausgegebene »Vorrede« von der mir gesandten nicht nur
an vielen Stellen abweicht, sondern auch viel kürzer ist, so glaube ich
dem Interesse aller denkenden Okkultisten und Besitzer jenes Werkes
entgegenzukommen, wenn ich zum Vergleich die mir geschenkte »Vorrede
« hier im Wortlaut veröffentliche, als Wink auch für solche Gegner
, von denen er in seinem am 29. 6. 1896 an mich gerichteten Briefe
spricht.

Vorrede.

Der Glaube an Magie ist so alt als die Menschheit. In der religiösen
wie profanen Geschichte aller Jahrhunderte, in den Legenden der
Heiligen, wie in den Prozessen gegen Zauberer und Hexen kommen
Berichte über Wunder und magische Fähigkeiten außerordentlicher Menschen
vor. Die überaus grosse Zahl solcher Berichte und in manchen
Fällen die Zuverlässigkeit der Quelle verbieten es uns, alle diese Erzählungen
für Fabeln zu erklären. Aber für den wissenschaftlich denkenden
Forscher ist vorweg klar, ja a priori sicher, daß das Wort Magie immer
nur eine provisorische Bezeichnung ist und daß die wirklichen Tatsachen
dieser Art immer nur auf unbekannter Naturwissenschaft beruhen können.
Daraus folgt aber mit logischer Notwendigkeit, daß unsere Wissenschaft
vermöge ihrer spontanen Entwicklung schließlich wieder bei der Magie
einmünden muß. Man überzeugt sich leicht, und besonders der Hyp-
notismus hat es gelehrt, daß die Berührungspunkte zwischen Wissenschaft
und Magie, d. h. zwischen bekannter und unbekannter Naturwissenschaft
, schon heute gegeben sind, und gerade weil die Magie nur
in der Verlängerungslinie der Wissenschaft liegen kann, müßte ein beschleunigter
Fortschritt eintreten, wenn die Vertreter der Wissenschaft
das Studium der Magie ernsthaft vornehmen würden. Denn jener Fortschritt
, der nur die aus den bekannten Geseizen erklärbaren Phänomene in
Betracht zieht, geht nur in die Breite, derjenige aber, der die bisher unerklärlichen
Phänomene erklärlich macht, geht in die Tiefe und nötigt
uns zur Umbildung unserer Systeme. Jene Forscher also, welche von
ihren Untersuchungen die Magie ausschließen, stellen das provisorische
System höher als das Definitive, welches die Zukunft bringen wird,
und verlangsamen den Fortschritt.


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