Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 413
(PDF, 169 MB)
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Unter diesen Umständen ist es bedauerlich, daß heute noch Wissenschaft
und Magie als feindliche Brüder gelten. Zu dieser Ansicht besteht
keine Nötigung und kein Recht. Es handelt sich nicht um Gegensätze,
sondern um Ergänzungen, was allerdings nur eingesehen werden kann,
wenn man in beiden Richtungen forscht. Die Leser meiner früheren
Schriften wissen es denn auch, daß ich nicht einen unvermittelten und
willkürlichen Sprung in das Gebiet der Magie getan habe, sondern, von
astronomischen und darwinistischen Studien herkommend, sie in Verfolgung
meines Weges gefunden habe.

Dem Bedenken der Leser, die auf dem Standpunkt der derzeitigen
Naturwissenschaft stehen, werde ich übrigens voll Rechnung tragen.
Ich spreche dem Menschen die magischen Fähigkeiten nicht im Sinne
des Mittelalters zu, das alle Wunder, Zaubereien und Hexereien aus
übernatürlicher Hülfe himmlischer oder dämonischer Art erklärte. Zu
einer solchen Anleihe besteht keine Nötigung; die magischen Fähigkeiten
sind unser natürlicher Besitz, wie schon Agrippa von Nettesheim eingesehen
hat. Spiritus in nobis, qui viget, illa facit. Um darüber jeden
Zweifel zu beseitigen habe ich weniger die praktische Magie betont, als
vielmehr die natürlichen Muster derselben, die spontan und ungewollt
eintreten und ihre Gesetzmäßigkeit dadurch offenbaren, daß sie immer
unter den gleichen Bedingungen eintreten. Ich hoffe denn auch, wenigstens
die Grundlinie der Magie ein für alle Mal festgelegt zu haben:
Der Magnetismus ist der Schlüssel zur magischen Physik, der
Monoideismus der Schlüssel zur magischen Psychologie. Es
gibt keinen andern Weg, zur Einsicht in die magische Praxis zu gelangen,
als wenn wir die natürlichen Muster der Magie studieren, ihre Eintrittsbedingungen
erforschen und dann die künstliche Kopie derselben vornehmen
. Wenn z. B. der unwillkürliche monoideistische Zustand so
häufig magische Kräfte auslöst, so können wir hoffen, diese willkürlich
zu heben, indem wir durch Autosuggestion oder Fremdsuggestion künstlichen
Monoideismus erzeugen. Die unwillkürliche Magie ist also die*
Grundlage für eine spätere willkürliche.

Ich lasse also zunächst die Natur reden, und gewiß können wir
für die Möglichkeit der willkürlichen Magie ein besseres Verständnis
nicht gewinnen, als wenn wir deren Kräfte und Gesetze mit dem Lehrbuch
der Natur vergleichen, d. h., wie Campanelia sagt, cum mundi co-
dice primario, original! et autographo.

Wenn so der moderne Leser erkennt, daß zahlreiche natürliche
Muster der Magie in der Erfahrung gegeben sind und daß andrerseits
die Naturwissenschaft selbst in einigen Punkten jene Vertiefung bereits
gefunden hat, wodurch magische Funktionen erklärbar werden, wie z. B.
das Hellsehen durch die Röntgenstrahlen, so werden seine anfänglichen
Bedenken mehr und mehr schwinden. Er wird sich selber sagen, daß,
wenn einmal unsere Wissenschaft vollendet sein wird, es keine Magie


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