Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 416
(PDF, 169 MB)
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wieder zum religiösen Glauben gekommen und finde jetzt selbst in den
kirchlichen Dogmen einen okkulten (esoterischen) Wahrheitskern, der sie
mir annehmbarer macht als manche blindgeglaubte und ausposaunte, nach
10 Jahren von einer ebenso »sicheren« abgelöste historische oder naturwissenschaftliche
Professorenhypothese. Verstünden Staat und Kirche
ihr wahres Wohl, sie würden das Studium und die Ausbreitung des
Okkultismus unterstützen und du Preis Lieblingsidee, Lehrstühle an
Hochschulen dafür zu errichten, so schnell als möglich verwirklichen,
statt sich auch hierin vom Ausland (Universität Neapel!) überflügeln zu
lassen. Siehe Reclam U. B. 2978, Seite 92— 103! Predigten sind Butter
, Tatsachen aber sind Felsenwände, woran der Unglaube sich den
Kopf einrennt. Man beweise im Unterricht und von der Kanzel,
daß auch heute noch »Wunder« (d. h. okkulte Naturtatsachen) geschehen,
und die Kirchen werden sich wieder füllen, Häckel und Konsorten aber
ihre Anhängerschaft verlieren. Der bewiesene Unsterblichkeits- und
Wunderglaube wird als einigendes Band die Konfessionen umschlingen
und, weil er in jeder Religion einen Tatsachenkern entdeckt, der religiösen
Zwietracht und Verhetzung ein Ende machen. Vor allem aber
muß der wissenschaftliche Okkultismus als unerläßlicher Prüfungsgegenstand
in den Studienplan aller Theologen aufgenommen werden. Als
ich vorigen Sommer (1910) die »Aufgaben der neutestamentlichen Theologie
« (Vortrag, gehalten im badischen Predigerverein) von dem Heidelberger
Professor D. Weiß gelesen hatte, ergriff mich das tiefste Mitleid
mit dem theologischen Nachwuchs, dem der lebendige Glaube mit seinem
reichen, okkultistisch begründbaren und zu begründenden Tatsachenmaterial
durch die minutiöse, von wechselnden Hypothesen wimmelnde,
nun sogar sprachlich-formal nach Weiß' Forderung in Angriff zu nehmende
Bibelkritik in allerödeste Philologie verwandelt und — verekelt
werden soll.

»Ich sage dir, ein Kerl, der spekuliert,
Ist wie ein Tier auf dürrer Heide,
Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt,
Und rings herum liegt schöne, grüne Weide!«
Sache der Kultusministerien und Kirchenbehörden wird es sein, eine
solche Versandung der Theologie und Verarmung des religiösen Lebens
zu verhüten, den Heilstatsachen aber durch okkultistische Begründung
wieder zu ihrem Recht auf Beseligung armer Menschenherzen (auch
Studenten- und Predigerherzen!) zu verhelfen! Vgl. auch Joh. 14, 12.

So lange freilich Professoren maßgebend sind, für die die Begriffe
wunderfreie Betrachtung und historische Betrachtung identisch sind, weit
sie von den Tatsachen des wissenschaftlichen Okkultismus und dem
Lichte, das sie auf die Bibel werfen, keine blasse Ahnung haben,
so lange ist mir der ungebildete Laienprediger, dem man anmerkt, daß er
an seine Heilige Schrift von Herzen glaubt, zehnmal lieber als das


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