Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 433
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
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— 433 -

wird das Schicksal Napoleons sein? Wird er immer siegreich bleiben?" Die Karte»
verkündeten: „Die Jahre 1810 und 1811 werden noch sehr schwer für Preußen sein,,
aber im Jahre 1812 wird Napoleons Stern erblassen und Preußen dann zu einer
Ruhmeshöhe steigen, die es noch nie erreichte." Die Prophezeiung traf Wort für
Wort ein. Zum Weihnachtsfeste 1809 war der Hof, stürmisch begrüßt, wieder in
Berlin. Im Sommer 1810 unternahm die Königin Luise die Fahrt nach fiohenzieritz,
von der nur ihre Leiche nach Berlin zurückgebracht wurde, um zur ewigen Ruhe bestattet
zu werden. Und 1812 begann auf den Schneefeldern Rußlands der Abstieg
Napoleons, der Wiederaufbau Preußens.

Seltsam und merkwürdig ist die Erzählung vor allem deshalb, weil die Fürstin-
Luise Radziwill, die deren Richtigkeit verbürgt, uns sonst an keiner Stelle ihrer Aufzeichnungen
das Recht gibt, an ihrer Wahrheitsliebe zu zweifeln und sie abergläubisch*
zu nennen.

Ahnungen. Vor einigen Monaten starb der Vorleser von weiland Kaiserin:
Elisabeth von Österreich, Konstantin Christomanos. Wie nun bekannt wird,,
erhielt der Verstorbene kurz vor seinem Tode die Einladung eines Triester Blattes,
damit er sich mit einem Beitrage für ein Rundinterview beteiligen möge, das die Antwort
auf die Frage erbat: „Was werden Sie in diesem Jahre machen?" Christomanos.
erwiderte umgehend: „Sterben! . . ." Das tragisch-prophetische Wort ist in
Erfüllung gegangen. — Im April 1905 hat der kürzlich verstorbene schweizerische
Dichter Josef Viktor W i d m a n n seinem Verleger Dr. Huber einige Verse eingesendet
, die er niederschrieb, als in ihm zum erstenmale die Idee zu seinem Gedieht
„Der Heilige und die Tiere" auftauchte. Die edlen und den ganzen Tiefsinn Widmanns
kennzeichnenden Verse schließen mit den Worten: „Wenn du das vollendet,
mußt du sterben . . ." Heuer vollendete Widmann das Werk; er übergab es dem
Verleger, er las die Verbesserungen, hatte seine Freude am Erscheinen und an den:
ersten Besprechungen, die es fand — und bald darauf ist er gestorben.

Wo ist der Sitz der menschlichen Seele? Der Jenenser Universitäts-Psychologe
Prof, Dr. W. Rein hielt kürzlich in Jena einen Vortrag: „Das Wesen der
Seele nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaf t",
worin er, ohne gerade für die okkulte Philosophie einzutreten, doch gegen die materialistische
Weltauffassung, wie sie sonst noch immer die Hochschulen der Kulturländer
beherrscht, Stellung nahm. Wir wollen nur einige markante Stellen aus diesem Vortrag
hier wiederholen; sie genügen, um die Haltlosigkeit der „materialistischen Richtung
im Monismus" darzulegen:

„Während Kant die Versuche, sich mit dem Sitz der menschlichen Seele, als.
einer inkommensurablen Größe, zu beschäftigen ablehnte, nahm die anatomische
Forschung des 19. Jahrhunderts die Untersuchungen hierüber wieder auf. Man fand
auf experimentellem Wege, daß bestimmte seelische Funktionen an bestimmte Teile
des Gehirns gebunden sind. So fand man das Sprachzentrum, das Sehzentrum, das.
Riechzentrum u. s. w. Und diese Anschauungen werden bis heute für richtig gehalten,,
obwohl auf der anderen Seite Tatsachenbefunde die Ergebnisse der Wissenschaft
vollständig umzustoßen drohen. So starb im vorigen Jahre 1910»
in Jena ein Mann, dessen Gehirn sich bei der Sektion als vollständig degeneriert
erwies. Und dennoch hatte dieser Mann bis kurz vor seinem Tode sich
mit seinen Freunden logisch und klar über die schwierigsten Din ge
unterhalten!

Der enge Zusammenhang zwischen körperlichen und geistigen Funktionen
brachte den wissenschaftlichen Materialismus auf. Insbesonders waren es Büchner
und Voigt, die die Lehre aufstellten, daß alles Geschehen, auch das anscheinend
geistige, rein physische Funktionen sind. Dieser „psychologische Materialismus", der
mit der Negation alles Seelischen endet, kann keine Lösung des Problems

Zentralblatt für Okkultismus, V. Jhrg. ^


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