Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 443
(PDF, 169 MB)
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zu müssen. Die zerbrochenen Fensterscheiben, sowie ein Korb voll
zertrümmerten Küchengeschirres vor dem Hause klärten mich hinlänglich
auf.

Ich trat in die Stube, in deren Mitte ich auf dem Lehmboden eine große Wasserlache
bemerkte. Unweit des Herdes zeigte ein weißer Fleck am Boden, daß
hier ein Topf mit Speisen verunglückt sein mußte. Mit einigen Worten hatte ich den
Leuten den Zweck meines Hierseins kundgetan und sie damit gar nicht überrascht,
da sie die seltsamen Besuche ja schon gewohnt sind.

Und nun hörte ich folgendes:

Was die vom „Geist" heimgesuchte Familie erzählt.

Etwa drei Wochen ist es her; an einem schönen Abend saßen Bauer, Bäuerin,
die alte Mutter und drei Kinder um die Dämmerstunde beim Abendbrot. Plötzlich
hörten sie leises Wasserrieseln an der Wand. Sie blickten hin und entdeckten, daß
von der Decke herab längs der Mauer Wasser sickerte. Sie alle sprangen vom Tisch
auf und bemerkten zu ihrem Schrecken, daß sie selbst auch schon ganz naß waren.
Dieses Wasserriesein wiederholte sich mehrere Tage lang. Da machte die alte Mutter
eines Abends auf dem Zimmertisch Nudeln. Auf einmal fühlte sie sich im Qesicht
naß. Sie sprang vom Tische und sah Tisch und Nudeln voll Wasser und darüber
schwebte ein leichter Nebel. Am Tage darauf stand die junge Bäuerin um die Mittagstunde
mitten in der Stube, als sie plötzlich einen leichten Schlag ins Qesicht fühlte,
wie wenn ihr jemand ein Qlas Wasser zugeschüttet hätte. Und tatsächlich war sie
auch ganz naß. Außer ihr war jedoch kein Mensch in der Stube, noch überhaupt in
der Nähe. Heimliches Grauen erfüllte die Gemüter der ganzen Familie, als sie mehrere
Tage nachher plötzlich von dem neben dem Hause stehenden Schweinestall her heftiges
Poltern vernahmen. Sie eilten hinaus und sahen zu ihrem Entsetzen ihre drei
Schweine frei herumlaufen und von den Türen der Ställe eine weit offen, die beiden
anderen samt den Türstöcken herausgerissen. Es war hellichter Tag und weit
und breit kein fremder Mensch zu bemerken. Unter dem Dache des Stalles polterte
es jedoch in ihrer Gegenwart fort. Und derweil sie auf der einen Seite des Stalles
schauten, krachte es plötzlich auf der anderen, und als sie hinsprangen, bemerkten sie
ebenfalls, daß die Türen losgerissen waren. Dies Gepolter und Türenreißen bei den
Schweinen wiederholte sich i\pch mehrere Tage hindurch. Da arbeitete die ganze
Familie einmal auf dem einen Katzensprung vom Hause entfernten Acker. Plötzlich
hörten sie einen lauten Knall aus dem Hause und gleich darauf das Klirren von Fensterscheiben
. Kein Mensch war zu erblicken, doch als die Leute hinkamen, da merkten
sie, daß mehrere der Scheiben zerbrochen waren, und zwar nicht die äußeren, sondern
die inneren. Es war aber niemand im Hause. Händeringend eilten sie zu den
Nachbarn, um ihnen von dem schauderhaften Spuke zu erzählen. Die Mär machte
schnell die Runde, und von dem Tage an gab es fast keine Stunde mehr, daß nicht
irgend ein Nachbar bei den Leuten auf Besuch war. Wer aber glaubt, daß nun der
Spuk sein Ende hatte, der irrt. Einige Tage darauf flog in Gegenwart der Bäuerin
ein Bild in weitem Bogen von der Wand und zerschellte mitten in der
Stube auf dem Boden. Vor etwa einer Woche saß am Nachmittage die ganze Familie
um den Tisch. Etwa drei Schritte davon, hinter der Tür, steht eine Bank mit einem
Schaff Wasser. Auf einmal fing das Wasser zu quellen an. Das ganze Schaff rüttelte
sich an dem Rand der Bank. Alle Anwesenden blickten hin. Da stand ein Nachbar
von seinem Sitze auf, ergriff das Schaff und stellte es wieder zurück an die Wand.
Ein zweiter trat zu ihm, und derweil die beiden unter der Tür, kaum einen Schritt
vom Schaffe standen, da klatschte es plötzlich hinter ihnen auf und — das Schaff
Wasser lag am Boden. Die Leute setzten sich wieder zu Tisch, während die Bäuerin
frisches Wasser holte und auf die Bank stellte. Der Nachbar von früher dachte
Jedoch weise und meinte, damit der böse Geist das Schaff nimmer von der Bank


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