Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 447
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
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jähre, höchstens viermal im Jahre darfst du ohne Gefahr den Beischlaf ausführen.
Jedes Mehr ist vom Übel, jedes Weniger ist von Nutzen. Das Beste ist, überhaupt
keinen Samen auszugeben . . . Eine freiere, schönere Sittlichkeit muß geboren werden
, aber du hilfst sie schaffen vorläufig nur dadurch, daß du der eigenen Liebe Zügel
und Zaum anlegst. Aus dem Elend der Prostitution und der Schwäche des anderen
Geschlechts ergeben sich Gebote der Nächstenliebe, welche die Beherrschung der
erotischen Triebe fordern. Die reine, von allen geschlechtlichen Gefühlen freie Menschenliebe
verbindet dich mit dem Weltgeiste, und feierlicher als alles Glockengeläute
hallt das Gelübde männlicher Keuschheit wieder im Geisterreiche der Liebe, welche
die Gestirne am Himmel lenkt . . ." Es ist bedauernswert, daß von dem zweiten
Bande „Neues Leben" nur mehr 4 Hefte erschienen sind: es scheint inzwischen der
Tod den Autor abberufen zu haben.

Somit seien beide Werke, die durch ganz außerordentliche Billigkeit sich auszeichnen
, bestens empfohlen. Dr. N e p e 1.

Wer bin ich? Ein Roman aus zwei Leben von Hans Hauptmann. Hesperus-
Verlag in Berlin. Brosen, Mk. 2,—.

Der durch eine Reihe fesselnder Romane beim deutschen Lesepublikum wohl
akkreditierte Verfasser hat sich in diesem neuesten Werk eine große und schwierige
Aufgabe gestellt. Im Rahmen einer durchaus modernen Erzählung galt es ihm, die
mystische Lehre von der Wiederverkörperung anschaulich zu machen. Aber nicht
nur für den verhältnismäßig noch kleinen Kreis der in theosophischen Anschauungen
Lebenden sollte das Buch bestimmt sein, sondern vornehmlich in fernab stehende
Kreise Anregungen hineintragen zum Nachdenken über manche Geheimnisse des
Lebens. So ist ein in hohem Maße unterhaltsames Buch entstanden, das seine Tiefen
nicht aufdrängt, sondern allein dem suchenden Blick enthüllt; ein Buch, das dem alltäglichen
Romanleser durch Inhalt und Form ebenso gefallen wird, wie es diejenigen
befriedigen muß, die den Wert der bedeutenden Perspektiven über die bloße Kunst
der Begebenheitsschildermig zu stellen pflegen. Meines Wissens ist dies der erste
und, wie hinzugefügt werden muß, durchaus gelungene Versuch, in einem modernen
Roman die sich in vollkommener Klarheit entwickelnde Handlung mit mystischen
Vorstellungen so zu amalgamieren, daß diese zur — wenn ich so sagen darf — organischen
Folie des Freskogemäyes werden, das sich in leuchtenden, naturwarmen
Farben davon abhebt. Die scharfe Charakterisierungskunst des Verfassers, die in
allen seinen Arbeiten rühmlich hervortritt, schafft hier, ohne jemals in die Breite zu
gehen, mit wenigen kunstvollen Strichen Menschengestalten von bezwingender Lebendigkeit
. Selbst die Episodenfiguren, die nur angedeutet scheinen, stehen körperlich
und psychisch greifbar vor dem Leser auf. Vollends die Hauptpersonen, deren Beziehungen
zu einander zur Tragödie hintreiben, und ihre Vorläufer, die in der Nacherzählung
einer vergilbten Chronik auferstehen, sind meisterhaft geschildert. Die
packende balladeske Form, in der diese Chronik niedergeschrieben ist, hebt den neuen
Roman Hans Hauptmanns weit über die gewohnte Linie des guten Erzählungsbuches
hinaus und stempelt ihn zu einem dichterischen Werk von eigenartigem Reiz. Auch
für jene, die von den gottsucherischen Gedanken und den Geheimnissen der Wieder-
verkörperungslehre, von denen das Buch durchzogen ist, sich nicht fesseln lassen
wollen. Aber es wird nur Wenige geben, die sich diesen Gedanken und Geheimnissen
werden entziehen können. Wie ein zartes Netz sind sie über das Ganze ausgesponnen
, gleich dem symbolischen Spinngewebe über dem Einfahrtstor des uralten Parkes
der Hochburg, in der sich der Gegenwartsteil des Romanes abspielt und das parallele
Drama sich einst abgespielt hat. Und so gilt von dem Roman, was der Autor in der
Einleitung über den zauberischen Eindruck sagt, den der gewaltige Park in dem
Vorbeiwandernden erweckt: „Wenn du scheu davongeschlichen bist, mußt du plötzlich
stillstehen und den Kopf zurückwenden. Dann aber siehst du in dem Spinnennetz, das, -


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