Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 465
(PDF, 169 MB)
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— 465 —

Wenn das Hellsehen Einzelnen gegeben ist, den Meisten aber nicht,
so ist damit noch nicht gesagt, daß die Hellseher etwas zu viel haben,
vielmehr muß angenommen werden, daß die meisten Menschen etwas
zu wenig haben, daß ihnen im Gange der Zivilisation Fähigkeiten verloren
gegangen sind, welche ursprünglich Allgemeingut des Menschen
in früheren Zeiten gewesen sind.

Parallelen haben wir im Verlust des Geruches, des Gesichtes, des
Gehöres, welches die unzivilisierten Völkerschaften notorisch in viel
höherem Grade bewahrt haben als die Menschen, die unter der Zivilisation
»leiden« — wie man wohl sagen darf. —

Der wissenschaftliche Okkultismus muß seine Freude haben an der
lebhaften Teilnahme seiner Probleme von Forschern, welche nicht mit
beiden Beinen in das Dunkel des Glaubens springen, sondern die kritische
Sonde anlegen. Es kann doch gar kein Zweifel sein, daß der Okkultismus
in seinen Problemen die Sonde vertragen kann. Es ist
deshalb bedauerlich, wenn man die ehrlich nach Erkenntnis strebenden
Gelehrten, denen die exakt-wissenschaftliche Forschungsmethode in Fleisch
und Blut übergegangen ist, mit Namen wie »verbohrter Materialist« usw.
bezeichnet und die »Wissenschaft« immer mit einem überlegenen Lächeln
unter Anführungsstriche setzt. *)

Das Wesen des Okkultismus ist Liberalismus, Intoleranz liegt nicht
in ihm.

Geheimrat B. definiert das Wort Liberalismus — was allgemein bemerkt
worden ist — in dem Sinne, daß er »Unterwerfung unter die
Naturgesetze« darunter versteht.

Alle Phänomene des Okkultismus vollziehen sich zweifellos nach
Naturgesetzen, wir kennen sie nur noch nicht.

Prof. Breitung sagt cteher auch sehr richtig: »Wir dürfen nicht der
freien Forschung mit einem »Ignorabimus« einen Riegel vorschieben, das
ist »wissenschaftlicher Barrikadenbau.«

Ignoramus ist noch lange kein Ignorabimus!

Die nächste Aufgabe des experimentellen Okkultismus muß die Begründung
der Lehre vom Fluidalkörper sein.

Es soll anerkannt werden, daß es den Anschein hat, als ob eine
Basis gewonnen wäre, aber es ist blanker okkulter Chauvinismus, wenn
man aus den Versuchen z. B. von Baraduc die Behauptung schöpfen
zu sollen glaubt, daß die ganze Frage restlos gelöst sei und daß eben
die beschränkte »materialistische« Wissenschaft wieder einmal mit dem
ihr eingeborenen Obskurantismus die Wahrheit nicht sehen wolle. »Sie
will schon — aber sie kann nicht.«

*) Das ist noch immer nicht so schlimm, als wenn eben diese »Wissenschaft»
ihre besten Vertreter, sobald dieselben es wagten für die Existenz übersinnlicher
Tatsachen einzutreten, als »Narren« oder »betrogene Betrüger« bezeichnete.

(Der Schriftleiter.)

Zentralblatt füv Okkultismus. V. Jhrg. 30


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