Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 476
(PDF, 169 MB)
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glaube und Schwindel, der wohl einst wie heute auch damit getrieben wurde,
befreit werden wird. Jedenfalls aber ist es für den Umschwung der Anschauungen
charakteristisch, daß sehr exakte und nüchterne wissenschaftliche
Forscher unserer Zeit beginnen, sich mit den schwebenden Fragen
ernsthaft auseinanderzusetzen und Dinge zu bestätigen und anzuerkennen,
die vordem einer wissenschaftlichen Deutung nicht würdig erachtet
waren. Gelehrte von unzweifelhaftem Ruf haben es nicht verschmäht,
den Bau der Wissenschaft mit einer Kuppel zu überwölben, die bereits
in die übersinnliche Sphäre des Mysteriums hineinragt und Zusammenhänge
ahnen läßt, von denen sich die Schulweisheit bisher nichts träumen
ließ. Manches interessante Buch ist darüber in letzterer Zeit erschienen.
Camille Flammarion ging mit visionärer Kraft voran, vielen vielleicht
allzu visionär, wie der exakten Methode zuträglich zu sein schien; aber
seine Bücher »Rätsel des Seelenlebens« und »Unbekannte Naturkräfte«
fanden bald Hilfstruppen. So brachte der amerikanische Gelehrte James
H. Hyslop auf Grund sachlicher Feststellungen wertvolle Beiträge in
seinem Buch über die »Probleme der Seelenforschung«; der durchaus
nüchterne Pariser Staatsanwalt und Mediziner Dr. med. J. Maxwell veröffentlichte
seine psychischen Versuche unter dem Titel »Neuland der
Seele«, und neuestens wurde uns die größte Ueberraschung zuteil durch
Die hypnotischen und spiritistischen Forschungen« von Cesare Lom-
broso, der den immerhin kühnen Versuch unternimmt, nicht nur die
magischen Kräfte des Hellsehens, der Gedankenübertragung, der Ahnungen,
der Weissagungen, sondern sogar auch die Geistererscheinungen, die
Rückwirkung Verstorbener und andere wunderbare Erscheinungen mit
Zuhilfenahme der Radioaktivität zu erklären und sogar die Grundzüge
einer Geisterbiologie zu entwerfen. Es mag dahin gestellt bleiben, ob
solche Versuche nicht vielleicht verfrüht oder vielleicht gar verfehlt sind
und ob die Methoden der modernen Naturerklärung auf Dinge angewandt
werden können, die so wenig greifbar und fast gar nicht kontrollierbar
sind, und die dennoch als Gefühlsmacht die Geschicke der Menschheit
auf das Stärkste beeinflussen. Jedenfalls ist viel damit gewonnen, daß
die unleugbaren, aber auch die naturwissenschaftlich nicht zu begründenden
metaphysischen Wahrheiten nicht mehr geleugnet werden, Sie sind
die andere Seite des Lebens, die Heimat der Seele. Sie gehören der
Religion an, die den Himmelsbau vollendet. Aber auch die Werke der
Kunst und der Dichtung leben durch diesen metaphysischen Gehalt.

Am interessantesten von diesen neueren Schriften ist zweifellos das
Buch von Lombroso nicht nur wegen der darin mitgeteilten Forschungsergebnisse
, sondern auch durch die Persönlichkeit des kürzlich verstorbenen
, berühmten Gelehrten, der bekanntlich ein heftiger Gegner
dieser Anschauungen war, für die er in diesem Werk, wenn auch wider
Willen, selbst eine Lanze bricht. Es ist überraschend zu sehen, wie im
Verlauf seiner Darstellung der Skeptiker allmählich gläubig wird und


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