Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 477
(PDF, 169 MB)
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sich alsbald im vollen Widerspruch zu seiner wissenschaftlichen Vergangenheit
befindet. Der Materialist, der zum Leitstern seiner Lebensarbeit
den Satz erwählt hatte: »Jede Kraft ist eine Eigenschaft der Materie,
die Seele ist nur ein Gehirnprodukt,« sieht sich am Ende seiner wissenschaftlichen
Laufbahn zur Anerkennung von Dingen gezwungen, die
seiner früheren wissenschaftlichen Hypothese geradezu ins Gesicht
schlagen. Es berührt fast tragisch, daß dem Gelehrten am Ende eine
Erkenntnis aufdämmert, die sein früheres Ideengebäude beinahe umwirft.
Mit Mühe rettet er sich vor seinem drohenden inneren Bankrott, indem
er den übersinnlichen Erfahrungen, an die er unbedingt zu glauben genötigt
ist, eine materialistische Erklärung gibt. Es widerstrebt ihm, den
Monismus zu gefährden, den er die große Idee und die herrliche Frucht
moderner Kultur nennt. Darum will er dem verkappten Materialismus
der monistischen Anschauung auch diese späte Ernte seiner Forscherarbeit
zuführen. Eigentlich aber fehlt ihm jetzt dazu die innere Ueber-
zeugung. Schon muß er von dem bis dahin als unumstößlich angesehenen
Prinzip: Es gibt keine Funktionen ohne Organ, keine Energie-
Aeußerungen ohne Substanzverlust — eine Ausnahme machen. Denn
er hat sich überzeugt, daß die Erscheinungen, von denen die alte Magie
redet, nicht aus der Luft gegriffen sind; er selbst hat unwiderlegbare,
persönliche Beweise von Geistererscheinungen gesammelt; er hat sich
überzeugt, daß die geschichtlich überlieferten Wunderdinge immer wieder
als, wie wir es nennen würden, hypnotische Phänomene möglich und
gleichsam vor seinen Augen vorgekommen sind. Er hat Geistererscheinungen
gesehen und bestätigt nicht nur diese, sondern auch die
Phänomene des Schwebens und Fliegens, wie sie durch die Heiligengeschichte
überliefert sind. Die Unverbrennbarkeit und Unverwundbarkeit
, davon nicht nur die religiöse Legende, sondern ein mehr beglaubigtes
Zeugnis die indischen Fakire geben, das Erscheinen und Verschwinden
durch feste Körper hindurch, die Entrückung, Einfluß Verstorbener, das
Doppelgängerwesen, das Vorhandensein von Spukhäusern und Unglückshäusern
, Dinge, die den Büchern der Magier entnommen scheinen, wenn
sie nicht ein Gelehrter, dessen Achtung vor der Wahrheit unzweifelhaft
ist, als objektive Tatsachen erzählen würde. Er berichtet sie als hypnotische
und spiritistische Forschungsergebnisse und gesteht, daß für diese
Vorgänge die Wissenschaft keine befriedigende Erklärung geben kann.
Trotzdem i£t er bemüht den Schein zu retten und versucht, diesen angeblichen
Ausnahmen von der Regel eine materialistische Grundlage durch
den Hinweis auf die Radioaktivität zu geben. Aber »Radioaktivität«
scheint nach der lateinischen Schulregel ein beliebtes Neutrum für alles
geworden zu sein, was man wissenschaftlich weder als Männchen noch
als Weibchen ansprechen, d. h. nicht erklären kann. Ein Verlegenheitsbehelf
. Mit diesem gelehrten Hokuspokus ist die Welt mit einem Mal
entzaubert. In der Schnelligkeit konstruiert der Forscher mit Hilfe seines


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