Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 479
(PDF, 169 MB)
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479 —

Die tiefe Sehnsucht nach Gläubigkeit, die auch den Skeptiker erfüllt,
sucht auf wissenschaftlichem Wege bis zum Allerheiligsten vorzudringen.
Vielleicht liegt das Trennende nur in dem verschiedenartigen Sprachgebrauch
. Man braucht nur umzulesen und hinter die Worte zu sehen,
um vielleicht zu entdecken, daß die innere Kluft gar nicht so groß ist,
als es den Worten nach scheint. Auf der naturwissenschaftlichen Basis
weiß der moderne Denker mit dem alldurchdringenden mystischen Logos
nichts anzufangen; Seele erscheint ihm ein unsicherer Begriff; Fluid-
Materie paßt besser in sein Schema. Zwar ist die Hoffnung trügerisch,
daß aus Wissenschaft jemals Kunst oder gar Religion entstehen wird;
alle Begriffskonstruktionen der materialistischen Weltanschauung, die
über den sinnlichen Erfahrungskreis hinausgebaut werden, führen sich
selbst ad absurdum und müssen wissenschaftlich zusammenbrechen. Die
vordringenden Versuche, metaphysische Wahrheiten zu materialisieren,
haben trotz aller Hoffnungslosigkeit einen positiven Wert. Sie weisen
auf den Punkt am Horizont, wo Himmel und Erde zusammen fließen
und die Kluft aufgehoben ist zwischen Wissen und Glauben, Naturerkenntnis
und Religion, eine Versöhnung und lückenlose Ergänzung,
die sich keineswegs materialistisch durchführen läßt, sondern die sich
in der metaphysischen Weltanschauung vollzieht, was nicht nur die
Geheimlehren der verketzerten alten Magie, sondern vor allem die großen,
mystischen Denker, Religionsstifter, Dichter und Philosophen, zuletzt
Kant, beweisen.

Wissenschaft, Okkultismus und prophetisches
Hellsehen (Vorausschauen).*)

Won Robert Sigerus. (Schluß.)
Fragen wir nun, ob es hinsichtlich des Vorausschauens halbwegs
vergleichbare Vorgänge bei unserem gewöhnlichen räumlichen Sehen,
also bei unseren optischen Wahrnehmungen, gibt. Dies ist nun einigermaßen
der Fall. Wir können z. B. in jedem Spiegel und bei der Fata
Morgana in Folge von Luftspiegelung wenigstens die Bilder von Dingen
wahrnehmen, die wir in Folge der räumlichen Verhältnisse nicht zu
sehen vermögen. Und zwar können sich uns auch diese Spiegelbilder,
vielleicht sehr weit entfernter Dinge, neben Dingen zeigen, die sich in
unserer unmittelbaren Nähe und im Sehbereiche befinden. Nehmen wir
z. B. an, wir ständen in dem Zimmer eines modernen Hochgebirgshotels,
mit dem Antlitz einem Wandspiegel zugekehrt, dem gegenüber sich ein
offenes Fenster befindet. Da können wir in dem Wandspiegel Gegen-

*) Druckfehlerberichtigung. In der Fortsetzung dieses Aufsatzes in No. 6 des
„Zentralblattes für Okkultismus" ist auf Seite 345 überall statt Dr. Wölfflein zu lesen:
Dr. W ö lf f 1 i n; ferner auf derselben Seite in der fünften Zeile der Note (v. o.) statt
exuetrischen: excentrischen.


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