Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 481
(PDF, 169 MB)
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481 —

taten der Phantasie, durch Autosuggestion usw. eine Umgestaltung und
Ausschmückung wird erfahren können.

Zum Schlüsse meiner etwas lang ausgesponnenen Bemerkungen
möchte ich nur noch betonen, daß ich durchaus nicht die Absicht
gehabt habe, zu den bereits vorliegenden verschiedenen Erklärungen
des Vorausschauens (Notwendigkeit alles Geschehens, Einsicht in
den kausalen Zusammenhang der Dinge, Verbindung mit dem absoluten
Geiste usw.) eine neue Erklärung zu bieten. Ich wollte vielmehr
blos die Sache, im Hinblick auf einzelne, zwischen Raum und Zeit doch
vorhandene Analogien, einmal auch gleichsam von einem physikalischen
Standpunkte aus zu betrachten versuchen. Veranlaßt wurde ich hierzu
durch die Worte aus Schillers Wallenstein: »Wie sich der Sonne
Scheinbild in dem Dunstkreis malt, eh' sie kommt, so schreiten auch

den großen Geschicken ihre Geister schon voran.....« Daß ich bei

meinem, allerdings vorwitzigen Unternehmen erst recht auch metaphysischen
Boden berühren mußte (der ja doch letzten Endes das Rätsel
des Vorausschauens, wie überhaupt allen Weltengeschehenes und Daseins
birgt), war eben nicht zu vermeiden. Ich bedauere es indes auch
nicht. Goethe sagt: »Alle Vorgefühle, wenn sie durch das Ereignis
bestätigt werden, geben dem Menschen einen höheren Begriff von sich
selbst . . . .« Letzleres ist sicher hoher Gewinn. Und wenn uns die
Erörterung über das Vorausschauen nach metaphysischen Regionen
leitet, so wird uns gleichfalls hoher Gewinn. Schon auch deshalb, weil
es nicht geschehen kann, ohne uns in heilsamer Weise daran zu mahnen,
wie sehr doch im Grunde unser Wissen Stückwerk ist und »daß hinter
der Welt der Erscheinungen Mächte walten, gegen welche menschliches
Wissen kaum auf den Namen eines Gleichnisses Anspruch machen darf.«*)

Nunmehr schreite ich an die Mitteilung meiner oben in Aussicht
gestellten Fälle. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Träume,
die eine mir bekannte Dame gehabt hat. Leider habe ich die betreffenden
Aufzeichnungen viele Jahre hindurch unbeachtet liegen gelassen
und es auch versäumt, darüber nähere Erhebungen zu machen, Zeugenaussagen
zu beschaffen usw. Heute ist dies alles bedauerlicherweise
unmöglich, da der Jod alle beteiligten Personen inzwischen dahingerafft
hat, bis auf die betreffende Dame selbst. Diese hält auch heute ihre
Mitteilungen vollständig aufrecht. Sie lauten:

I. Im Monat Juni 1887 träumte ich, ich trete in die römisch-katholische
Kirche der Stadt B., woselbst wir nunmehr wohnhaft waren. Die Kirche
war ganz leer, blos ein Katafalk stand darin. Er war mit einer weißen
Spitzendecke überhangen. Ich trat heran und hob ein Ende der Decke

*) Obiges Zitat stammt aus einem Ausspruch, den Professor Dr. Flechsig in
der Schrift »Gehirn und Seele« (1897) betreffend »die Größe des in der beseelten
Schöpfung verwirklichten Könnens« getan.

Zentralblatt für Okkultismus, V. Jhrg. 31


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