Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 482
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0488
— 482

in die Höhe. Jetzt sah ich zwei zuckende Beine, welche mit roten,
goldverschnürten Husarenbeinkleidern und hohen Stiefeln bekleidet
waren. Ich wollte die Decke weiter in die Höhe heben. Da
trat aus der Sakristei mein verstorbener Vater hervor, kam auf mich zu,
ergriff mich an der Hand und sagte: »Komm, mein Kind, du wirst es
noch früh genug erfahren.« Der Vater trug auf dem Kopfe einen
Zylinderhut und war auffälligerweise mit einem schwarzen Frack bekleidet,
obwohl er bei Lebzeiten nie einen solchen getragen hat. Im Schlafe
begann ich zu weinen und zu schluchzen und zwar so laut, daß meine
mit mir in demselben Zimmer schlafende Schwester M. erschrocken aufwachte
und aus dem Nebenzimmer meine Mutter und mein Bruder H.,
welche durch mein lautes Schluchzen gleichfalls geweckt worden waren,
hereinkamen und mich weckten. Ich war so schmerzlich erregt, daß ich
trotz allem Zureden noch lange fortweinen mußte. Natürlich erzählte
ich den Traum der Mutter und den Geschwistern. Kurz darauf, in den
ersten Tagen des Juli, verunglückte mein Bruder O., welcher als Landwehrhusarenleutnant
zu J. stationiert war, gelegentlich einer militärischen
Uebung in Folge einer Dynamitexplosion. Er starb fern von uns
noch am Tage der entsetzlichen Katastrophe, welche außer dem seinigen
noch mehrere andere blühende Menschenleben dahinraffte.

IL In der Silvesternacht*) 1893 auf 1894 träumte ich, ich befände
mich in einer mir ganz fremden Wohnung, an welcher mir auffiel, daß
die Zimmer, drei an der Zahl, sowie der davor befindliche
Korridor blos weiß getüncht waren. Ich erzählte diesen Traum
am Morgen meiner Mutter und meinem Bruder H. Letzterer, dem meine
Träume seit dem Tode unseres teuren O. auffällig und unheimlich geworden
waren, meinte: »Gib acht, am Ende versetzt man mich«. H. war
nämlich Oberleutnant der Rechnungsbranche. Bald nach Neujahr fing
Bruder H. zu kränkeln an und wir beschlossen, behufs Herstellung seiner
Gesundheit auf einige Zeit in den kleinen Ort B.-M. zu ziehen. Ich fuhr
daher nach B.-M., um für uns eine passende Wohnung zu suchen. In
dem ganzen Orte fand sich nur eine einzige für uns geeignete.
Es waren drei Zimmer nebst davor liegendem Korridor. Alles
einfach weiß getüncht und gerade so, wie ich es im Traume gesehen
hatte. Da mir keine andere Wahl blieb, mietete ich die Wohnung,
die ich damals zum erstenmal in meinem Leben betreten und in Wirklichkeit
gesehen hatte. In kurzem war auch unsere Uebersiedlung bewerkstelligt
. Leider aber brachte sie meinem teuren Bruder nicht die
erhoffte Genesung. Denn schon nach wenigen Tagen erlag er seinem
rapid verlaufenden Leiden.

*) Nach alter Volksmeinung sollen Träume in der Sylvesternacht, sowie überhaupt
in den 12 letzten Nächten des Jahres besonders bedeutungsvoll für das kommende
Jahr sein. Jede der 12 Nächte soll die Ereignisse je eines Monats des neuen Jahres
vorher verkünden. Diesbezügliche Erlebnisse wären zur Veröffentlichung erwünscht.

(Die Schriftleitung.)


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0488