Freiburger historische Bestände - digital

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Erinnerungen an Dr. Carl Freiherr du Prel.

Von Prof. Dr. Gottfried Kratt. (Fortsetzung.)

16. Brief. München, 25. 2. 98.

Sehr geehrter Herr Professor! An den Einfluß des Krystalls unter
dem Kopfkissen ist nicht wohl zu denken. Sie haben dem Monoideismus
nur eine andere Form gegeben, einen Anknüpfungspunkt durch
Association der Begriffe Krystall und Hellsehen, mit dem Gedanken an
welche Sie sodann einschliefen. Solche Anknüpfungspunkte sind auch
bei der Fremdsuggestion oft nützlich. Der bloße Befehl, nach dem Erwachen
sich an etwas zu erinnern, wirkt besser, wenn man z. B. befiehlt,
beim Anblick eines bestimmten Gegenstandes sich zu erinnern. Die
Anwendung dieses Princips kommt ja sogar in der gewöhnlichen Bewußtseinspsychologie
vor: der Knopf im Sacktuch. Wann die »Magie«
erscheint, weiß ich nicht. Ich habe noch keinen Verleger gefunden.
Vorläufig will ich »Menschenzüchtung« auf eigene Kosten drucken lassen
und als Broschüre herausgeben. Später will ich mit dem erweiterten
»Astralleib« dasselbe Experiment anstellen. Da ich von diesen beiden
einen starken Absatz erwarte, ohne daß ein Verleger vorhanden ist, der
3/4 des Gewinnes in seine Taschen steckt — er, der nur eine mechanische
Arbeit leistet, so wird mich das vielleicht in die Lage versetzen, die »Magie«
ebenfalls auf eigene Kosten herauszugeben. Das wird dann aber der Schluß
sein. Meine Erfolge sind so minimal, daß es mit jedem Tage klarer wird, daß
entweder ich für das deutsche Publikum zu dumm bin oder es für mich.
In beiden Fällen ist das richtige Verfahren, das niederträchtige Handwerk
der Schriftstellerei aufzugeben, und das will ich tun. Die finanzielle
Einbuße kann mich davon nicht abhalten, denn meine Einnahmen
sind so gering, daß sie sofort verdoppelt würden, wenn ich Straßenkehrer
würde. Es ist eben Pech, wenn man unter dem »Volk der
Denker« geboren wird, statt bei den Fidschiinsulanern. Neulich mutete
mir ein mir gänzlich Unbekannter zu, ihm leihweise ein paar Dutzend
Bücher zu schicken, und dieser Protz unterschrieb sich als »Rittergutsbesitzer
« ! Auch wird es in absehbarer Zeit nicht besser, sondern sicherlich
schlechter. Andrerseits hätte das Aufgeben der Schriftstellerei große
Annehmlichkeiten. Der beständige Kampf mit den Verlegern fiele hinweg
. Letztes Beispiel davon: — — — — — — — — — —

Kurz, ich werde noch aufarbeiten, und dann heißt es: der Rest ist
Schweigen. Sollte ich das Arbeiten nicht lassen können, so mag das
nach meinem Tod erscheinen.

Von der »Gravitation etc.« habe ich nach 8 Monaten (!) die Korrektur
erhalten; der 3. Teil aber, »ekstatischer und technischer Flug«
wurde abgelehnt. Auch diesen Kampf mit der Dummheit werde ich
nicht mehr zu bestehen haben.