Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 527
(PDF, 169 MB)
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dem Unterbewußtsein. Und seine Produktion unterliegt nicht dem menschlichen
Willen, vollzieht sich vielmehr rein automatisch. Woher wissen
wir das und wo zeigt es sich?

Drei ganz verschiedene Gebiete können wohl Licht in die dunklen
Vorgänge dieser automatischen Funktionen bringen. Einmal nämlich die
automatische Funktion der sympathischen Ganglien. Es ist eine altbekannte
Tatsache, daß wir auf Herz und Eingeweide kaum Willenseinfluß1
) haben, daß deren Funktionen rein automatisch, und zwar durch
das vegetative System geregelt werden. Dieses System ist soweit selbständig
, daß es ganz unabhängig vom Großhirn, von ihm getrennt, jahrelang
weiterwirken kann2). Der berühmte Fall, der von Goltz, Ewald
vorgenommenen Experimente an Hunden3), bei denen das sympathische
System durch Exstirpation des Rückenmarkes unabhängig sein mußte
und wobei die Tiere Jahre lang leben blieben mit ungestörter Wirkung der
betroffenen Organe, zeigt deutlich die Selbständigkeit des vegetativen
Systems und seine Unabhängigkeit vom Bewußtsein an. Wenn Geburten
an bereits verstorbenen Frauen beobachtet wurden (bei Erhängten z. B.),
so ist auch hier der Automatismus dieses Systems im Spiele. Es ist
wohl nicht der Ort, auf die Merkwürdigkeiten der uns unbewußten Körpervorgänge
einzugehen, zumal hier von geistigen Prozessen keine Rede ist,
vielmehr nur ein physiologisches Beispiel für die Tätigkeit des Unterbewußtseins
herangezogen wurde, um die Existenz solcher automatischen
Erscheinungen darzulegen.

Ein zweites, schon viel geistigeres Phänomen ist das der hypnotischen
Erscheinungen. Denn hier wird der Automatismus auf unphysiologische
Vorgänge, durch Suggestion, in der hypnotisierten Person erzeugt. Das
Wort des Hypnotiseurs genügt, um dort alle gewünschten Erscheinungen
entstehen und automatisch sich weiterentwickeln zu lassen. Man kann
einmal rein vasomotorische, sekretorische und exsudatorische Wirkungen
suggestiv erzwingen, wie etwa die dann automatisch verlaufende Menstruation4
). Alle Denkvorgänge, jeder Willensakt wird so geregelt, daß
das Versuchsobjekt auch im gewünschten Sinne automatisch weiterhandelt,
wenn es längst nicht mehr einzelne Befehle für Sonderakte erhält. Der
geistig in ein junges Mädchen verwandelte Greis schreibt, denkt, spricht,
fühlt wie ein solches. Das wird dann nicht im einzelnen vom Hypnotiseur
aufgetragen, sondern von dem Objekte selbständig und dabei automatisch
durchgeführt. Hier handelt es sich also abermals um rein automatische
Verläufe. Freilich, der hypnotische Zustand ist nicht alltäglich. Und
selbst wenn man die frappierenden Erscheinungen der Posthypnose be-

1) Es haben sich aber selbst in Berlin schon Menschen gezeigt, die ihr Herz vollkommen
in ihrer Gewalt hatten! Man denke an »Nordini«! (Der Schriftleiter.)

2) Bunge, Lehrbuch der Physiologie, Bd. II, S. 424, Leipzig 1905,

3) Pflügers Archiv, 1896, Bd. 63, S. 302.

4) Forel, Der Hypnotismus, Stuttgart, 1904? S, $2,


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