Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 548
(PDF, 169 MB)
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— 548 —

Philosophen Bergson das Übergewicht des Psychischen über das Physische anzuerkennen
und damit zur Metaphysik zurückzukehren. So sind die Umstände zur
Erforschung gewisser Probleme und Tatsachen heute viel günstiger als vor drei
Jahrzehnten. Zu den wichtigsten Aufgaben dieser Art scheint mir die wissenschaftliche
Prüfung der physikalischen Phänomene des Mediums zu gehören, die bisher
ganz und gar der Willkür abergläubiger Spiritisten überlassen waren, ferner die dazu
gehörigen psychischen Erscheinungen der Clairvoyance, Telepathie u. s. w.

Wenn heute auch mediale Veranlagung eine Seltenheit ist, lediglich-weil man
Erzählungen solcher Personen absolut keinen Wert beimißt und damit aprioristisch
eine Prüfung von der Hand weist, so werden sicherlich von dem Augenblick an genügend
passende Versuchsobjekte zur Verfügung stehen, in welchem die Beschäftigung
mit diesen heiklen Problemen zu einem anerkannten Spezialfach der psycho^
physischen Wissenschaften geworden ist.

Handelt es sich hier denn überhaupt um Tatsächliches und nicht um Betrug,
Selbsttäuschung und Aberglauben?

Verfasser dieser Zeilen (Schrenck-Notzing) hat während einer mehr als
25 jährigen Zeitperiode Gelegenheit gehabt, Medien verschiedener Gattung
und Nationalität zu untersuchen, ja einzelne davon mehrere Jahre hindurch eingehend
zu prüfen, daneben aber auch alle Arten mediumistischen Schwindels aufzudecken.

Über diese Ergebnisse ist bisher fast nichts publiziert worden, um so gründlich
in aller Ruhe die Beobachtungen immer von neuem nachprüfen und fortsetzen
zu können.

Heute aber „auf der Höhe des Lebens" mögen die Erinnerungen an die Resultate
einer langjährigen Arbeitsbetätigung wieder aufleben und in folgendes Urteil
zusammengefaßt werden:

Die bei einer gewissen Klasse von Menschen (sogenannten „Medien") und
unter gewissen Umständen (bei zweckentsprechender psychischer Einstellung und
unter bestimmten physikalischen Voraussetzungen) vielfach vom Verfasser und anderen
Forschern beobachteten Erscheinungen der Fernwirkung auf leblose Gegenstände
(Telekinesie) sowie der Entwicklung materieller Aggregate, Stoffe, Formen
außerhalb des medialen Organismus (Teleplastie oder Materialisation) beruhen nicht
lediglich auf Irrtum oder Täuschung, sondern sind tatsächliche, gesetzmäßig auftretende
Vorgänge sui generis. Eine befriedigende Erklärung zu geben, ist zur Zeit
unmöglich. Das Studium dieser zwar wunderbar erscheinenden, aber dennoch
psychophysisch bedingten Leistungen gehört zu den schwierigsten und delikatesten
Aufgaben, die dem menschlichen Geist gestellt sind. Zukünftiger Forschung bleibt
die Lösung des mit den Entwicklungsgesetzen des menschlichen Organismus eng verknüpften
medialen Problems vorbehalten."

Das klingt doch ganz anders, als wenn ein Leo Erichsen, ein Reinhold
Gerling, Heinz Ewers, und wie die modernsten Gegner des
Okkultismus alle heißen mögen, die Kühnheit haben, in Wort und Schrift zu behaupten
, alle medialen oder okkulten Erscheinungen seien einfach Schwindel
oder lassen sich durch Unterbewußtsein, Telepathie, Hypnose, Suggestion und
Autosuggestion vollständig und restlos erklären! Lassen wir
nur mehr wenige Jahre vergehen, und diese falschen Propheten
müssen für immer von der Bildfläche verschwinden. Sie
werden dann — um mit Dr. Franz Hartmann zu sprechen — zu jenen gezählt werden,
die überklug scheinen wollten, alle Medien persönlich entlarvt zu haben behaupteten
und am Ende nur ihre eigene Dummheit „entlarvt" haben. Die
heranwachsende Generation möge aber solchen Afterpropheten den Rücken kehren
und im Sinne eines Schrenck-Notzing vorurteilsfrei und ernst sich dem Studium
der medialen und okkulten Probleme hingeben. Jeder Tag bringt neues, unwiderlegbares
Tatsachenmaterial okkulter Phänomene objektiver Natur, wo-


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